Die "Amarena" ("Schwarzkirsche") genannte Braunbärin, die sich immer wieder Dörfern in der mittelitalienischen Apenninen-Region Abruzzen aufgehalten hat, ist in der Nacht auf Freitag in der Gegend von San Benedetto dei Marsi in der Provinz L'Aquila erschossen worden. Der Mann, der die Bärin tötete, wurde ausgeforscht, teilte die Leitung des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise mit. Die Untersuchungen zum Fall sind im Gange. Im Park leben etwa 60 Braunbären.

Keine Rechtfertigung für den Vorfall

"Es gibt keinen Grund, den Vorfall zu rechtfertigen. Obwohl 'Amarena' in der Landwirtschaft und Viehzucht Schäden verursacht hatte, wurden diese vom Park immer entschädigt. Die Bärin, die mit ihren Jungen unterwegs war, war nie ein Problem für den Menschen", schrieb die Parkleitung. Mit Drohnen und Förstern werden derzeit die Jungen der getöteten Bärin gesucht.

Der Tierschutzverband OIPA forderte eine gebührliche Strafe für den Mann, der "Amarena" getötet hat. "'Amarena' ist das Opfer einer Hetzkampagne gegen Raubtiere, die seit Monaten in Italien im Gange
ist", klagte der Verband.

"Aus Angst geschossen"

Der Mann, der auf "Amarena" geschossen hatte, rechtfertigte sich damit, dass er von der Bärin überrascht worden sei, nachdem sie in sein Grundstück eingedrungen war. "Ich habe aus Angst geschossen,
ich wollte sie nur erschrecken und nicht töten", berichtete der Mann. Auf Sozialnetzwerken erschienen Morddrohungen gegen ihn.

Im Jänner wurde ein "Juan Carrito" genannter Braunbär, der mit seinen Streifzügen in der Bergortschaft Roccaraso in den Abruzzen zu einem Star in Sozialnetzwerken geworden war, von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Er erlag seinen schweren Verletzungen. Der 150 Kilo schwere Bär war vier Jahre alt und dafür bekannt, dass er in Roccaraso in eine Konditorei und in die Küche eines bekannten Drei-Sterne-Restaurants eingedrungen war, um sich Futter zu beschaffen.

Gefährdete Spezies

"Juan Carrito" und "Amarena" waren Marsische Braunbären. Dabei
handelt es sich um eine Unterart, von der es nur noch etwa 50 Tiere
gibt, während es 1980 noch rund 100 waren. Diese Art lebt am mittelitalienischen Apennin. "Amarenas" Tod wirft wieder Fragen über
das oft problematische Zusammenleben von Bären mit der Bevölkerung
in Berggemeinden auf. Das Thema ist auch in Trentino Südtirol aktuell. Seit 2010 sind in Mittelitalien 15 Bären getötet worden, drei davon in den Parks der Abruzzen.

"Die Nachricht der Erschießung der Bärin 'Amarena' ist eine gravierende Geste gegen die gesamte Region Abruzzen, die Trauer und Wut hervorruft. In all den Jahren haben die Gemeinden außerhalb und innerhalb der Parks immer bewiesen, dass ein Zusammenleben mit den Bären möglich ist", kommentierte der Präsident der Bergregion Abruzzen, Marco Marsilio, verbittert.