Vor den Bränden in der hawaiianischen Stadt Lahaina fiel das Haus in der 271 Front Street nicht wirklich auf. Das 100 Jahre alte Gebäude wurde in den letzten Jahren liebevoll renoviert. Aber es war nur eines von vielen Holzhäusern, das die Uferpromenade säumte. Heute ist es jedoch nicht übersehbar. Denn es ist das einzige noch stehende Gebäude in einer Nachbarschaft, die in Schutt und Asche liegt – und es befindet sich noch dazu in einem tadellosen Zustand.
"Es sieht aus, als wäre es mit Photoshop eingefügt worden", so der Hausbesitzer Trip Millikin über sein Haus. Die Bilder des unversehrten Gebäudes sorgten für große Aufregung im Internet.
Doch warum das Haus den Flammen trotzte, ist noch nicht geklärt. Experten vermuten, dass eine Reihe von zufälligen Entscheidungen, die bei der kürzlichen Hausrenovierung getroffen worden waren, der Grund dafür sind.
Eine mühsame Renovierung
Das Haus sah nach den verheerenden Bränden auf Maui weitaus besser aus als noch vor ein paar Jahren. Es war in einem baufälligen Zustand: Das Dach hing durch, die Veranda rottete vor sich hin und zahlreiche Termiten hatten sich darin angesiedelt.
Bei den harten Renovierungsarbeiten tauschen Millikin und seine Frau Dora Millikin das alte Dach gegen ein kommerzielles Stahldach aus. Diese Art von Dächern bietet einen besseren Schutz vor umherfliegenden Glutnestern als Schindeln. Eine wesentliche Rolle spielte auch die Bepflanzung des Gartens. Die Millikins ersetzten die Pflanzen in unmittelbarer Umgebung zum Haus mit Flusssteinen. Dadurch wollte das Paar eigentlich Wasser- und Termitenschäden verhindern. "Die Renovierungen dienten eigentlich nicht dem Brandschutz", so Millikin. Durch die Flusssteine war nichts Brennbares in der Nähe, was das Gebäude entzünden hätte können. Im Falle des Hauses in der Front Street dürfte aber auch eine gehörige Portion Glück im Spiel gewesen sein.
Zwischen Glücks- und Schuldgefühlen
Millikin hielt sich während des Brandes nicht auf Hawaii auf. Da die ganze Nachbarschaft brannte, ging auch er davon aus, dass sein Haus den Flammen zum Opfer fallen würde. Bilder von einem Hubschrauberflug über Lahaina bewiesen ihm jedoch das Gegenteil. Denn inmitten von Schutt und Asche stand das Haus der Millikins fast gänzlich unversehrt. Zu den anfänglichen Glücksgefühlen mischen sich aber auch Schuldgefühle. "Wir fühlen uns immer noch schuldig", so Millikin.
Das Paar will nun das Haus als eine Art Gemeinschaftszentrum für Menschen einrichten, die versuchen, ihre Häuser wieder aufzubauen.