Kristin Harila hat alle 14 Achttausender in 92 Tagen bestiegen. Die norwegische Bergsteigerin stellte damit einen Weltrekord auf und unterbot die Leistung des in Nepal als Legende gefeierten Nirmal Purja um mehr als die Hälfte – „Nims“, wie er genannt wird, brauchte 189 Tage.


Was bedeutet diese Leistung? Die 37-Jährige hat mit ihrem Wettlauf auf die hohen Berge den Alpinismus nicht weitergebracht, weil sie alle 14 Achttausender auf der Normalroute bestiegen und Flaschensauerstoff verwendet hat (was den 8848 Meter hohen Everest auf unter 7000 schrumpfen lässt). Jedoch ist es eine gewaltige sportliche und mentale Leistung: „Ohne Entschlossenheit, hätte sie ihr Ziel nie erreichen können“, ist sich die Bergsteigerin Billi Bierling, Chefin der Himalayan Database, sicher.

Leistung im Team

Für die aus Vadsø stammende Harisa kommt diese Ausdauer auch aus dem Langlaufen, das sie früher betrieb. Ihre Leistung ist keine Einzelleistung: Sie hat es mit Tenjen Sherpa geschafft und hatte ein „Fixing-Team“, das für das Vorbereiten der Fixseile zuständig war, sich um Camps oder die Spurarbeit kümmerte. „Aber sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sie auf Berge steigt“, weiß Bierling. Die Kritik, dass sie umweltschädlich unterwegs gewesen sei, weil sie auch Helikopterflüge nutzte, ist nicht zulässig: Wenn jemand über Jahre immer wieder zu den hohen Bergen fliegt, um alle Achttausender zu schaffen, ist er wohl mit einem ähnlich großen CO2-Fußabdruck unterwegs.

Schneller als alle Männer

Ein Rekord wie dieser ist in einer Zeit, wo die hohen Gipfel längst erreicht sind, besser verkaufbar als die Erstbesteigung eines unbekannten Berges. Und wie Bierling sagt, passt er in unsere Zeit. Jedoch hat Harila Ausdauer bewiesen, am 27. Juli als letzten Berg den K2 geschafft, den alten Rekord pulverisiert und gezeigt, dass sie schneller als alle Männer sein kann. Für den Alpinismus haben Frauen wie Gerlinde Kaltenbrunner, Catherine Destivelle oder Nives Meroi aber unvergleichlich mehr geleistet.