Ein Handschlag zur Begrüßung gehört für viele zum guten Ton. Jener von Wladimir Putin am Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg sorgte jetzt jedoch für ordentlich Irritation. Bei der Begrüßung des äthiopischen Staatschefs Abiy Ahmed ließ Putin dessen Hand nicht mehr los und lächelte eine gefühlte Ewigkeit lang starr in die klickenden Kameras.

Putin sichert Lebensmittellieferungen zu

Ahmed war jedenfalls anzusehen, dass ihm die Situation unangenehm war. Denn je länger der Handschlag dauerte, desto mehr suchte der Staatschef nach einem Ausweg. Während Putin weiter lächelte und die Hand seines Amtskollegen gedrückt hielt, schaute sich dieser um und suchte mit anderen Staatschefs das Gespräch.

Danach hatte Putin auf dem Gipfel in St. Petersburg den Vertretern des Kontinents verlässliche Lebensmittellieferungen zugesichert. "Russland bleibt ein zuverlässiger Lieferant von Nahrung für Afrika", sagte er am Donnerstag. Zugleich wies er Vorwürfe des Westens als "heuchlerisch" zurück, dass Russland mit seinem Krieg gegen die Ukraine und der Blockade von Getreidelieferungen des Landes über das Schwarze Meer nun "Hungerspiele" betreibe. 

Putin kündigte bei dem bis Freitag dauernden Treffen an, bedürftigen Staaten in den kommenden drei bis vier Monaten zwischen 25.000 und 50.000 Tonnen kostenlos liefern zu lassen. Das Getreide sollen Simbabwe, Mali, Burkina Faso, Somalia, Eritrea und die Zentralafrikanische Republik erhalten. Putin sagte auch, dass mehr als 200.000 Tonnen Dünger aus Russland in europäischen Häfen gestrandet seien, die Moskau in einer humanitären Aktion ebenfalls abgeben könne. "Es entsteht ein paradoxes Bild: Auf der einen Seite schafft der Westen Hindernisse für die Lieferungen unseres Getreides und Düngers. Auf der anderen Seite, ich sage es klar, wird uns heuchlerisch die Schuld an der Krisensituation auf dem Weltmarkt gegeben", sagte Putin bei einer Rede vor den Gästen. Dabei liefere Russland etwa heute 20 Prozent des Weizens für den Weltmarkt.

US-Außenminister Antony Blinken hat die teilnehmenden afrikanischen Staaten aufgerufen, von Putin eine Lösung für die durch ausbleibende Getreideexporte ausgelöste Lebensmittelkrise zu fordern. "Sie wissen genau, wer die Schuld an der gegenwärtigen Situation trägt", sagte Blinken am Donnerstag während eines Besuchs in Neuseeland. Er erwarte, "dass Russland dies von unseren afrikanischen Partnern deutlich zu hören bekommt".

Putin hatte den Afrika-Gipfel in seiner Heimatstadt St. Petersburg minutiös durchorganisieren lassen. Vertreter aus den meisten der 54 Staaten des Kontinents sollen beweisen, dass der wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine Verfolgte international nicht isoliert ist. Gekommen sind jedoch lediglich 19. Zum Auftakt des Treffens beklagte der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Lebensmittelkrise teilweise verstärke. "Afrika leidet darunter", sagte er laut russischer Übersetzung.