Das Feuer auf dem vor der niederländischen Küste liegenden Autofrachtschiff "Fremantle Highway" hat nach Informationen der Küstenwache nachgelassen. Auch die Temperatur sei gesunken, sagte eine Sprecherin der Küstenwache am Freitag. Der mit rund 3.800 Autos beladene Frachter liege nun stabil etwa 17 Kilometer im Norden der Wattenmeerinsel Terschelling. Über eine Notverbindung zu einem Schlepper werde das Schiff auf der Position gehalten.

Die "Fremantle Highway" war in der Nacht zum Mittwoch vor der benachbarten Insel Ameland in Brand geraten. Die Besatzung war evakuiert worden. Dabei war ein Mensch ums Leben gekommen. Am Donnerstag war das brennende Schiff leicht nach Westen bis auf die Höhe von Terschelling abgedriftet.

Löscharbeiten weiterhin schwierig

Löscharbeiten sind der Küstenwache zufolge weiterhin schwierig. Am Vormittag sollte ein Flugzeug der Küstenwache Aufnahmen machen und die Temperatur erneut kontrollieren. Experten des Bergungsunternehmens wollten einen Plan erstellen, auf welche Weise das Schiff abzuschleppen sein könnte.

Bereits verunreinigtes Löschwasser im Meer

Befürchtet wird eine Umweltkatastrophe im besonders geschützten Wattenmeer, sollte der Frachter sinken, kentern oder auseinanderbrechen. Direkt bei der "Fremantle Highway" liegt bereits vorsorglich ein Spezialschiff zur Räumung von Schweröl.

Nach Einschätzung eines Experten ist wegen des brennenden Frachters in der Nordsee bereits verunreinigtes Wasser in das Meer gelangt. Kim Detloff, beim Naturschutzbund (Nabu) zuständig für Meeresschutz, sagte NDR Info: "Tatsächlich ist die Umweltkatastrophe jetzt schon da." Es gebe bereits kontaminiertes Lösch- und Kühlwasser. Detloff zufolge verbrennen Schadstoffe, Giftstoffe, Schwermetalle, Kunststoffe, Batterien und Öl.

"Und diese Bestandteile gelangen schon jetzt über das Kühlwasser ins Ökosystem, so dass es lokal zu Verunreinigungen kommt", sagte Detloff. Das sei jedoch kein Vergleich zu dem, was drohe, wenn das Schiff sinken sollte.

Die drei Optionen der Einsatzkräfte

Nach Einschätzung von Detloff gibt es zurzeit für die Einsatzkräfte drei Optionen: Sie können das Schiff brennen lassen und hoffen, dass das Feuer schwächer wird. Der Frachter könne zu einem Nothafen geschleppt werden, dann gingen Löschmannschaften gegebenenfalls an Bord. Oder man lasse das Schiff gezielt auf Grund laufen, sollte es sinken. Gegenwärtig versuche man, es weiter raus auf See zu schleppen und vom Wattenmeer zu entfernen. Das sei eine Möglichkeit, um Zeit zu gewinnen.

Die Bekämpfung von Bränden auf Schiffen ist laut Feuerwehr besonders schwierig. Dabei kämen mehrere Faktoren zusammen, sagte der Leiter der Spezialeinsatzgruppe Schiffssicherung der Hamburger Feuerwehr, Dirk Flocke. Man habe es immer mit Metallen zu tun, die eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben, heiße Luft und Rauchgase könnten kaum abziehen, die Gänge seien eng und in Schiffen gebe es gefährliche Stoffe. Hinzu komme die Ladung. "Es ist immer eng, es ist immer heiß."

Brand eines Autotransporters besonders problematisch

Flocke sagte, die Besatzung von Schiffen habe zwar eine kleine Brandschutzausbildung. Mit der zur Verfügung stehenden Ausrüstung habe die Besatzung aber nur bei Entstehungsbränden die Chance, erfolgreich zu löschen. "Die kommen dann sehr schnell an ihre Grenzen." Ein Autotransporter sei bei einem Brand besonders problematisch. Die Decks seien dicht an dicht mit Fahrzeugen vollgestellt. Da könne man mit einem Schlauch nicht zum Brandherd vordringen. Die Frage, ob Elektroautos beteiligt sind, sei in so einem Fall nicht mehr von Bedeutung.

Von außen werde versucht, mit Wasser den Schiffsrumpf zu kühlen, um die Festigkeit des Stahls so weit wie möglich zu erhalten. "Man möchte das Schiff auf jeden Fall in einem Zustand halten, dass es relativ stabil weiter schwimmt." Das Feuer könne so aber nicht gelöscht werden. Beim Löschen von Schiffen müsse grundsätzlich auch darauf geachtet werden, nicht zu viel Wasser hineinzupumpen, weil das zu Stabilitätsproblemen führen könne.