Ein Hauswart wurde in Italien freigesprochen, nachdem er einer 17-jährigen Schülerin die Hose heruntergezogen und sie am Gesäß berührt hatte. Das Gericht befand, dass es sich dabei um eine "ungeschickte Handlung ohne Triebhaftigkeit" handelte. Der Übergriff des 66-jährigen Italieners dauerte laut Aussagen des Opfers zwischen fünf und zehn Sekunden. Laut Gericht zu kurz, um es als "Verbrechen" zu klassifizieren.

#10secondi – zehn Sekunden – ist das geflügelte Wort und der Hashtag, der in den vergangenen Tagen vor allem in Italien die sozialen Medien flutete. Nutzerinnen und Nutzer posten Videos, in denen sie sich selbst an der Brust berühren – zehn Sekunden lang.

Die Videos machen deutlich, wie lange diese Zeitspanne ist, um gegen seinen Willen berührt zu werden. Die Postenden erklären sich damit solidarisch mit dem Opfer und protestieren gegen das Urteil.

Die Aktion ging von dem italienischen Schauspieler Paolo Camilli ("The White Lotus") aus. "Wer soll diese Zeit überhaupt messen? Dobby, der Hauself?!", empört sich Camilli über die seiner Meinung nach willkürlich festgelegte Zeitspanne.

"Gewalt mit Zeit zu bemessen, ist unmenschlich und es sind Tage wie diese, an denen ich mich schäme, Italienerin zu sein," schreibt die TikTok-Userin "ca__rla".

"Ein Staat, der schützen sollte und es nicht tut. Ein Schulsystem, das schützen soll und stattdessen zerstört", kritisiert etwa die Fotografin Camilla Pagliarosi den Vorfall. "Zehn Sekunden, die sich wie ein ganzes Leben voller Albträume, Unsicherheiten, Ängste und Misstrauen anfühlen."