Mehr als 18 Millionen Haie und Rochen werden jährlich in EU-Gewässern gefischt – gezielt oder als Beifang. Oft landen diese in der Folge auf den Tellern von Touristinnen und Touristen – ohne dass diese wissen, was ihnen aufgetischt wird.

Hai wird als Schwertfisch ausgegeben

Der World Wildlife Fund (WWF) warnt davor, dass speziell in Urlaubsregionen am Mittelmeer Fischspeisen mit Vorsicht zu genießen sind. Demnach würden Restaurants oft Hai- und Rochenfleisch statt Schwertfisch servieren. Der Hintergrund: Haie landen oft illegalerweise als Beifang in Fischernetzen und werden durch die als "Seafood-Fraud“ bekannte Praxis weiterverarbeitet. Dabei handle es sich nicht um große Haie, sondern um kleine Arten der Raubfische, die meist unter einem Meter groß sind.

Die Bürgerinitiative M.E.C.O.-Projekt hat in den letzten Jahren Dutzende Videos ins Internet gestellt, die die illegalen Anlandungen von Riesenteufelrochen in Spanien sowie Makrelenhaien und Glatthaien auf Märkten in Italien und Frankreich dokumentieren. Genaue Zahlen über die illegale Praxis gibt es nicht, zu großflächig sei das Geschäft mittlerweile. "Wir wissen, dass auch Meeresschildkröten im Mittelmeer sowie Seevögel und andere Meeressäuger im Netz von Fischern landen", sagt WWF-Meeresexpertin Simone Niedermüller.

Überfischung wird zum Problem

Generell leidet kein anderes Meer so an Überfischung wie das Mittelmeer. Knapp 93 Prozent des Binnenmeerbestandes gelten als überfischt. Der hohe Fischkonsum an den Urlaubsdestinationen ist in der Hochsaison nachhaltig oder regional nicht mehr zu decken. "Vermeintlich lokale, frische Fänge stammen oft aus Zuchten oder Fernost. Zudem landen viele bedrohte Arten wie Haie oder Rochen versteckt auf der Speisekarte", so Niedermüller.

Die Umweltschutzorganisation empfiehlt daher, im Urlaub teilweise auf Fisch zu verzichten, um dem Trend entgegenzuwirken. Die Paella würde auch ohne Shrimps gut schmecken und auch vegetarische Pasta kann munden. Zudem gebe es auch unzählige lokale Speisen, "denen keine Zerstörung des Mittelmeers anhaftet", sagt Niedermüller. 

Laut einer Studie der EU aus dem Jahr 2017 sind in den letzten 50 Jahren mindestens 41 Prozent der Meeressäuger und 34 Prozent des gesamten Fischbestands im Mittelmeer aufgefischt worden. Die Folgen der Überfischung wären nach Ansicht des WWF massiv. Zum einen käme es zu einer höheren Population von Quallen und einem Absterben von Korallen. Zum anderen wirkt sich die Überfischung auf die Wassertemperatur aus: "Je überfischter ein Meer, umso weniger widerstandsfähig ist es unter anderem gegenüber steigenden Temperaturen." Die verbliebene Population wäre dadurch gefährdet – ein Teufelskreis.