Nach Informationen des internationalen katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" ist die Religionsfreiheit in 61 Ländern der Erde in den vergangenen beiden Jahren verletzt worden. Fast 4,9 Milliarden Menschen und damit mehr als 62 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Ländern mit ernster oder sehr ernster Verletzung der Religionsfreiheit, erklärte das Hilfswerk am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Berichts "Religionsfreiheit weltweit 2023" laut Kathpress.

Religiöse Minderheiten am stärksten betroffen

Das bedeute nicht, dass alle Angehörigen einer Religionsgruppe in diesen Ländern verfolgt würden. In vielen dieser Länder seien religiöse Minderheiten aber am stärksten betroffen. Verantwortlich für Einschränkungen der Religionsfreiheit seien vor allem autoritäre Regierungen, aber auch islamistischer Extremismus und ethnoreligiöser Nationalismus.

Der seit 1996 alle zwei Jahre erscheinende Bericht mit regionalen Analysen, Hintergrundinformationen und Fallstudien umfasst Beobachtungen in 196 Ländern. In der "Kategorie rot" berichtet das Hilfswerk aus 28 Ländern von Verfolgung aufgrund des Glaubens. Dazu zählen Afghanistan, der Iran oder Nordkorea, aber auch afrikanische Länder wie Burkina Faso, Mali, der Sudan oder Libyen. Erstmals erscheint auch Nicaragua in der "Kategorie rot". Dort leide insbesondere die katholische Kirche unter Repression der Regierung von Daniel Ortega.

Burkina Faso besonders gefährlich

In 33 weiteren Ländern hat das Hilfswerk in der "Kategorie orange" Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit beobachtet. Nur in neun Ländern habe sich die Lage im Bereich der Diskriminierung, Hasskriminalität und religiös motivierter Gewalt seit 2021 leicht verbessert, darunter in Ägypten, Äthiopien und Jordanien.

In 40 Ländern der Erde seien seit 2021 Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt oder gar getötet worden. Alleine im afrikanischen Burkina Faso berichtet "Kirche in Not" von 3600 Getöteten im Jahr 2022 – fast zehn pro Tag. Dem Bericht zufolge sind seit 2021 in 34 Ländern Gebetsstätten und religiöse Einrichtungen angegriffen oder beschädigt worden. Vermehrt würden auch Muslime verfolgt, etwa in Indien oder Myanmar; aber auch jüdische Gemeinschaften im Westen seien im beobachteten Zeitraum häufiger Ziele von Angriffen gewesen. Die Einschränkung der Religionsfreiheit betreffe alle Religionen.

"Kirche in Not" wurde 1947 als Solidaritätsaktion gegründet. Das Hilfswerk widmet sich nach eigenen Angaben durch Information, Gebet und Hilfe dem Dienst an Christen weltweit, wo immer diese verfolgt oder unterdrückt werden. Sitz der internationalen Zentrale "Aid to the Church in Need, ACN" ist im deutschen Königstein im Taunus.