Irland hinkt im Klimaschutz hinterher. Laut European Environment Agency war die Grüne Insel 2019 der drittgrößte Emissionstreiber in der EU. Zu einem großen Teil dafür verantwortlich ist die Landwirtschaft, die aktuell mit 37,5 Prozent der größte Verursacher von Treibhausgasen ist. Seit Jahren versucht Irland, seine Klimabilanz aufzubessern und debattiert unterschiedliche Maßnahmen – auch drastische.

"Aus dem Markt nehmen"

Wie aus einem Papier des irischen Agrarministeriums hervorgeht, überlegt die Regierung die Tötung von 200.000 Kühen zum Wohle des Klimaschutzes. Ungefähr 65.000 Milchkühe pro Jahr müssten 2023, 2024 und 2025 "aus dem Markt genommen werden" – insgesamt gibt es in Irland sieben Millionen Rinder. Zur Entschädigung würde die Regierung betroffenen Bauern 3000 Euro pro Kuh ("finanziell attraktive Optionen") anbieten. 



Diese zeigen sich in einer ersten Reaktion jedoch alles andere als begeistert: "Wir sollten lieber in Wissenschaft und Forschung investieren, um einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Das Töten von Kühen bringt gar nichts", sagt Pat McCormack, Präsident der Milchbauern-Vereinigung. Er ergänzt, dass ein derartiger Schritt nur freiwillig erfolgen dürfe. Generell hat die Viehwirtschaft in Irland eine lange Tradition. Viele Landwirte haben zudem laufende Kredite, um ihren Viehbestand aufrechtzuhalten. Das betreffende Ministerium ist um Beschwichtigung bemüht und betont, dass dies nur ein Vorschlag von mehreren sei, der zur Debatte steht.

Thomas Wittek vom Wiederkäuer-Institut der Vetmed-Uni Wien ist ebenfalls skeptisch. "Keine Frage, Kühe stoßen Methan aus, der größere Einfluss auf die Treibhaus-Bilanz liegt jedoch bei der Industrie oder dem Verkehr, die CO2 verursachen." Die Debatte müsse gesamt-gesellschaftlich geführt werden. So seien Kühe auch "ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems". Bekommen sie zudem das richtige Futter, werden sie von Klimasündern zu Klimaschützern. Werden Kühe auf eine Weide aufgetrieben, wo sie Gras fressen, wird die Verdauung zwar angekurbelt, der Schaden fürs Klima ist jedoch geringer.

Der Hintergrund: Grasen Kühe Weiden ab, wird das Wachstum beschleunigt. Je größer und frischer die Weideflächen, desto mehr CO2 können diese speichern. In der landwirtschaftlichen Fachschule Raumberg-Gumpenstein ist man sich daher sicher: Verzichtet man auf Importfutter und setzt stattdessen auf den Weidegang, bessert sich die Klimabilanz von Kühen.

Auch andere Länder diskutieren

Dennoch debattieren derzeit mehrere Länder die Zukunft der Viehwirtschaft. Im Mai hatte der französische Rechnungshof von der Regierung eine Strategie zur Verringerung des Rinderbestands gefordert, damit das Land seine Klimaziele erreicht: Die stark subventionierte Rinderhaltung sei für 11,8 Prozent des Treibhausgasausstoßes verantwortlich.

Auch in den Niederlanden kam es zu Diskussionen: So plant die Regierung, 3000 Viehzuchtbetriebe aufzukaufen, um Stickstoff-Emissionen in der Nähe von Naturschutzgebieten zu verringern. Landwirte erhalten dafür 120 Prozent des Marktpreises.

In Irland wird man weiter debattieren – und zwar ohne die Einbindung der direkt Betroffenen, wie Wittek kritisiert.