Sehr viel deutlicher hätten die Pariserinnen und Pariser nicht sein können. Fast 90 Prozent stimmten bei einer Befragung für ein generelles Verbot von Leih-E-Scootern. Zwar ist das Ergebnis der Abstimmung rechtlich nicht bindend, aber die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte bereits an, sich nach dem Ergebnis zu richten. 

Derzeit stellen drei Anbieter (Lime, Tier und Dott) Mietgeräte zur Verfügung. Sie werden – lässt sich ein entsprechendes Gesetz umsetzen – ihre rund 15.000 Geräte von den Pariser Straßen, Gehsteigen und Parkplätzen, Parks etc. künftig wohl räumen müssen. 

Die Argumente der Kritiker der Leih-E-Scooter gleichen jenen vieler anderer Stadtverwaltungen. Laut Hidalgo seien sie zu einem echten "Reizthema" geworden. Während sich die Besitzer privater Roller eher um ihre Fahrzeuge "kümmern", gebe es im Umgang mit Mietrollern eine Art Wegwerfmentalität, kritisierte Hidalgo: "Wir nehmen sie und schmeißen sie weg." Oftmals blockieren sie Gehwege, in Ausgehvierteln landen die Geräte als beliebte Vandalismus-Utensilien nicht selten in Gewässern oder Blumenbeeten. Zudem kommen eine schlechte Ökobilanz und Probleme mit der Verkehrssicherheit, nicht zuletzt wegen der rücksichtslosen Fahrweise mancher Nutzer. 

Befürworter betonen, dass E-Scooter im Vergleich zu Pkw sanftere Mobilität im innerstädtischen Raum niederschwellig und unkompliziert zu ermöglichen. 

Diese Regeln gelten in Europas Städten bzw. Staaten – eine Auswahl

Niederlande. Auch wenn viele Städte über die gleichen Probleme wie Paris klagen, hat ein komplettes Verbot noch eher Seltenheitswert. Ein solches besteht in den Niederlanden. E-Scooter werden dort wie Mopeds behandelt, bräuchten demnach einen Fahrersitz und sind deswegen nicht erlaubt.

Dänemark. Nach einem völligen Verbot in der Hauptstadt kehrten die Leih-Scooter vor etwa eineinhalb Jahren wieder zurück – unter strengen Auflagen: Im besonders belebten Stadtzentrum können keine Geräte ausgeliehen oder zurückgegeben werden. Abgestellt werden müssen die Scooter auf einer von insgesamt 240 gekennzeichneten Flächen. 

Italien. In Rom wurde die Zahl der Anbieter mit Jahresanfang von sieben auf drei reduziert, die Zahl der Geräte in der Stadt von insgesamt 12.500 auf 9000 verkleinert. In Mailand wurden E-Scooter nach einer Reihe von Unfällen 2019 bis auf Weiteres verboten. 

Finnland. In Helsinki müssen E-Scooter-Anbieter die Höchstgeschwindigkeit ihrer Leihgeräte zwischen 0 Uhr und 5 Uhr auf 15 Kilometer pro Stunde drosseln. Grund sind die vielen Alko-Unfälle.

Norwegen. Aus ähnlichen Gründen dürfen in Oslo zwischen 23 Uhr und 5 Uhr keine E-Scooter vermietet werden. 

Großbritannien. Es gilt ein generelles Verbot, aber die Regierung hat eine Liste von Versuchsregionen definiert – darunter einige Großstädte – in denen E-Scooter-Anbieter tätig sein dürfen. Briten brauchen dazu einen Führerschein der Klasse "Q" (vergleichbar mit dem Mopedschein), Ausländer einen Führerschein. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 25 km/h. Die Nutzung privater Geräte ist im öffentlichen Verkehr nicht gestattet.

Österreich. In Graz gilt ein generelles Verbot für Leihgeräte. In Wien werden die Regeln ab Mai verschärft. So wird die Zahl der Leihgeräte eingeschränkt (höchstens 500 in der inneren Stadt). Das Abstellen auf Gehwegen wird verboten, die Zahl an gekennzeichneten Abstellflächen wird dafür erhöht. Die Betreiber müssen ihre Scooter laut Stadt Wien dann technisch so einstellen, dass das Abstellen im Umkreis von 100 Metern nur auf einer Abstellfläche möglich ist. Die Ausrüstung soll verbessert werden, so sollen die Scooter künftig Blinker haben.

Kroatien. Seit Mitte 2022 besteht eine Helmpflicht. Gibt es einen Radweg oder -streifen muss dieser genutzt werden, ansonsten darf man auf den Fußweg ausweichen, ist dies auch nicht möglich, kann die Straße befahren werden.