Bei der Suche nach der Ursache für das schwere Zugunglück in Bayern bei Garmisch-Partenkirchen am Freitag mit fünf Toten gibt es offenbar Fortschritte. Wie deutsche Medien berichten, leitet die Staatsanwaltschaft München II nun ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung ein. Bei den Personen handle es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, wird eine Sprecherin der Behörde zitiert.
Am Wochenende waren die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle unterdessen in vollem Gange. Wagenteile des Unglückszugs sind abtransportiert und in einem nahen Kieswerk zur Begutachtung gelagert worden. Die Wagen wurden am Montag per Kran auf eine Straße gehievt und dort von einem Bagger zerteilt, nur so konnten sie mit Tiefladern transportiert werden.
Zeitnahe Sanierungen geplant gewesen
Die Deutsche Bahn plante einem Zeitungsbericht zufolge zeitnahe Sanierungsarbeiten an dem Streckenabschnitt. Für den 25. Juni und damit gut drei Wochen nach dem Unglück sei eine "Gleislageberichtigung" zwischen Oberau und Farchant geplant gewesen, berichtete die "Welt" unter Berufung auf eine Liste der DB Netz AG mit anstehenden Baumaßnahmen. Das für die Infrastruktur der Bahn verantwortliche Unternehmen wollte demnach eine Woche nach dieser Baumaßnahme zudem eine Schienenerneuerung auf der Strecke zwischen Oberau und Farchant vornehmen. Zudem sollten vom 5. bis 9. Juli nachts in Garmisch-Partenkirchen Schienen erneuert werden. An dem Abschnitt zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen liegt der Ort Burgrain, wo Freitag eine Regionalbahn aus bisher ungeklärter Ursache entgleiste.
Mit dem Begriff Gleislagefehler werden demnach Abweichungen in der Höhe oder Breite des Schienenfahrwegs von den gewünschten Maßen beschrieben, vergleichbar mit einer Bodenwelle bei einer Straße. Dies könne das Entgleisen eines Zuges auslösen.
40 Menschen wurden verletzt
Bei dem Zugunglück am Freitagmittag waren Teile des Zuges aus noch ungeklärten Gründen entgleist. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 40 Menschen wurden verletzt. In dem Zug, der Richtung München fuhr, saßen auch viele Schülerinnen und Schüler. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Toten um Frauen im Alter von 32, 39 und 70 Jahren sowie nach bisherigen Erkenntnissen um eine 51-Jährige. Zwei der Toten seien Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren. Das fünfte Todesopfer sei ein 14-Jähriger aus der Region, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Pfingstmontag dem Bayerischen Rundfunk. Eine Person schwebe weiterhin in Lebensgefahr.
Unterdessen gingen auch die Ermittlungen zur Unfallursache weiter. Die Soko "Zug" arbeitet unter der Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Auch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) ist an der Ursachenforschung beteiligt. Das sei ein normales Prozedere bei Zugunfällen, sagte die Bahnsprecherin. Man werde Fahrgestelle und eventuell auch Gleisteile genau untersuchen, hieß es seitens der Behörden.
Zugverkehr bleibt unterbrochen
Die Arbeiten an der Unglücksstelle wirken sich auf den Straßenverkehr aus, da der Bereich um die Unglücksstelle weiträumig abgesperrt ist. Die Deutsche Bahn hat einen Schienenersatzverkehr zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eingerichtet. Auf der Homepage hieß es: "Von nicht zwingend erforderlichen Zugfahrten im Bereich Garmisch-Partenkirchen – Murnau wird abgeraten."
Die beiden großen Kirchen planen für den 11. Juni in Garmisch-Partenkirchen einen Gedenkgottesdienst mit dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und dem evangelischen Regionalbischof Christian Kopp. Weitere Details wolle man im Lauf der Woche bekannt geben, teilte ein Sprecher des Erzbistums München-Freising am Montag auf Anfrage mit. Für den Montagabend hatten katholische und evangelische Kirche zu einem gemeinsamen ökumenischen Gebet in die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Garmisch-Partenkirchen eingeladen.