Waschmittel, Lippenstifte, Kekse, Aufstriche - weltweit enthält fast jedes zweite in Supermärkten angebotene Produkt Palmöl. Eine Recherche von Greenpeace zeigt nun einmal mehr auf, unter welch zweifelhaften Begleitumständen der so begehrte Rohstoff produziert wird. Der Vormarsch des Ölpalmen-Anbaus macht nämlich auch vor deklarierten Schutzgebieten nicht Halt, Millionen Hektar geschützter indonesischer Regenwald sind dem Bericht nach in den vergangenen Jahren derartigen Plantagen zum Opfer gefallen.
Gemeinsam mit der Organisation "The Tree Map" hat Greenpeace Satellitenbilder ausgewertet und mit den offiziellen Plantegenkonzessionen und Schutzgebietsgrenzen in Indonesien abgeglichen. Schockierendes Ergebnis: Dem Bericht nach stehen inzwischen 19 Prozent aller Palmöl-Plantagen Indonesiens in sogenannten "Forest Estates", wo es derartige Anbaugebiete gar nicht geben sollte. "Dabei handelt es sich um Schutzgebiete unterschiedlicher Abstufung, in denen Ölplantagen illegal und verboten sind", sagt Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace. Zusammengerechnet wurden demnach auf den indonesischen Inseln 3,12 Millionen Hektar geschützter Regenwald vernichtet, um dort Ölpalmen zu pflanzen. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als einem Drittel der Landesfläche Österreichs. "Und die illegalen Plantagen wachsen weiter", sagt Meus.
Der Weg in die Supermarktregale
Rund die Hälfte dieser Plantageflächen werde industriell genutzt, unter anderem von Unternehmen wie Sinar Mas, die mit dem Palmöl wiederum Konzerne wie Mondelez oder Nestlé beliefern, womit sich das verarbeitete Palmöl am Ende auch in europäischen Supermarktregalen wiederfinde. Die andere Hälfte liege in den Händen von Kleinbauern.
Besonders verstörend: Laut Greenpeace tragen viele der in den Schutzgebieten mit Palmöl-Anbau beschäftigten Unternehmen (insgesamt 600 konnten im Bericht identifiziert werden) das RSPO-Siegel. Dieses ist ein freiwilliges Nachhaltigkeits-Zertifikat, das an sich für umweltschonende Palmöl-Produktion stehen sollte. Auf das Konto der RSPO-Unternehmen gehen nach dem Report zusammen etwa 283.000 Hektar einst geschützter und inzwischen durch Plantagen zerstörter Waldflächen.
EU ist mit Gesetz gefordert
Dass der Bericht gerade jetzt erscheint, dürfte kein Zufall sein. Am 17. November will die EU-Kommission eine Gesetzesinitiative vorlegen, die sicherstellen soll, dass nach Europa importierte Produkte in anderen Teilen der Welt nicht auf Kosten des Regenwalds gehen. "Wir sehen, dass die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Konzerne und auch die Gesetze in den Anbaustaaten nicht in der Lage sind, den Regenwald tatsächlich zu schützen", sagt Meus. "Aus diesem Grund ist aufseiten der Verbraucher, also in der EU, eine strenge Regelung nötig. Die neue gesetzliche Regelung muss Hand und Fuß haben und überprüfbar sein."
Immerhin ist Europa einer der größten Palmöl-Importeure der Welt. 2019 führte die Union fast 7,3 Millionen Tonnen des Öls ein, Österreich importiert jährlich rund 160.000 Tonnen.
Indonesien arbeitet indes übrigens an einem Gesetz, das für die Betreiber illegaler Plantagen in Schutzgebieten eine Amnestie vorsieht.