Stierkampfgegner protestieren im Südwesten Frankreichs dagegen, dass Kindern die umstrittene Tradition auf öffentlichen Freizeitgeländen näher gebracht wird. In Béziers wollten die Gegner am Mittwoch vor einem Freizeitzentrum demonstrieren, das zusammen mit dem örtlichen Stierkampf-Verein für Kinder einen Besuch bei einem Züchter von Kampfstieren organisiert. Das französische Höchstgericht hat ein angestrebtes Verbot von Stierkampfschulen zuletzt abgelehnt.
Wie die Anti-Stierkampf-Gruppe Colbac mitteilte, würden Schüler der Stierkampfschule den Kindern dabei Schaukämpfe vorführen. Der Stierkampf-Verein wolle auf diesem Weg mit Unterstützung der Stadtverwaltung Nachwuchs gewinnen. Eltern müssten sensibilisiert sowie der Besuch und die Zusammenarbeit mit dem Verein sollten beendet werden. Generell kämpft Colbac dafür, dass in Béziers und Frankreich insgesamt keine Stierkämpfe mehr organisiert werden. Ein als Spektakel inszeniertes Leiden von Tieren sei nicht mehr akzeptabel.
Der örtliche Stierkampf-Verein sieht das anders, seit über 160 Jahren gehöre der Stierkampf zur Geschichte Béziers und Südfrankreichs, erklärte Vereinssprecher Hugues Bousquet. Es sei also weder schockierend oder anormal, wenn Kinder und Schüler bei Besuchen und Vorführungen mit der Stierkampftradition in Kontakt gebracht würden. Zudem seien Versuche, die Stierkampfschulen in Béziers, Nîmes und Arles zu verbieten, vor dem höchsten Gericht gescheitert.
Der Protest der Stierkampfgegner hatte zumindest in der vergangenen Woche Erfolg. Der Besuch einer Kindergruppe im Stierkampfmuseum wurde abgesagt. Wie der Sender France Info berichtete, verlangt der Bürgermeister künftig die schriftliche Zustimmung der Eltern, wenn Kinder an Stierkampfaktivitäten teilnehmen sollen. Unterdessen rüstet Béziers sich für die alljährlichen Stierkampftage Ende Oktober, zu denen auch Kämpfe in der Arena gehören.
Im französischen Baskenland und in Spanien wird seit Jahren über die Stierkampftradition gestritten. Für viele ist sie Nationalsymbol und Kunst. Gegner des Brauchtums halten das umstrittene Spektakel für brutale Tierquälerei, die die Stiere oft nicht überlebten.