Hania Zladlo kommt aus Polen. Doch die junge Frau und ihr Mann wollen mit den beiden Kindern am anderen Ende der Welt leben. Die Krankenschwester und der Anästhesietechniker haben ein Visum für Neuseeland erhalten, um im Krankenhaus von Dunedin arbeiten zu können.

Die Familie landete Ende März in Neuseelands größter Stadt Auckland, um dort die zwei Wochen obligatorische Quarantäne in einem der dafür vorgesehenen Hotels zu verbringen. Am siebten Tag erhielt die Familie zum Mittagessen unter anderem eine ovale, grasgrüne Frucht. Diese habe wie eine Mini-Avocado ausgesehen, sagte Zladlo, aber wie eine Zitrone gerochen, mit einer fast blumigen Note. „Ich habe mich sehr gefreut, etwas anderes zu bekommen“, sagte sie. „Aber ich hatte keine Ahnung, was ich damit anfangen sollte.“ Zladlo wandte sich daraufhin an die Facebook-Gruppe, die extra für Menschen in Hotelquarantäne eingerichtet wurde, um Tipps auszutauschen.

Sie schrieb: „Ich hoffe, ich beleidige niemanden mit diesem Beitrag, aber welche Frucht ist das und wie isst man sie?“ Innerhalb weniger Minuten wurde sie mit Antworten überflutet und erkannte, dass die Frucht den Neuseeländern ans Herz gewachsen ist. Dies sei eine „Feijoa“, erfuhr sie, eine Art Guave, die zur Familie der Myrtengewächse gehört und in ihrer ursprünglichen Heimat in Südamerika als „Fey-oa“ ausgesprochen wird. Im Deutschen werden die Früchte Brasilianische Guaven genannt.

"Inbegriff" der Insel

Einige der Kommentatoren nahmen es der Einwanderin übel, dass sie die Frucht, die der „Inbegriff“ Neuseelands sei, nicht kenne. Denn in dem Inselstaat sind die Früchte ähnlich beliebt wie Kiwis und auch so gegessen – also halbiert und ausgelöffelt. Zudem gibt es unzählige Rezepte: Neuseeländer backen Brot und Muffins mit ihnen, verarbeiten sie in Marmeladen und Chutneys, es gibt Eiscreme, Smoothies und Müslirezepte und Schnapssorten.

Dabei ist ihr Geschmack selbst für Neuseeländer „Geschmackssache“: Als hätten „Birnen, Guaven und Ananas ein seltsames Baby“, schrieb ein Kommentator. Andere verglichen den Geschmack mit Seife oder als hätte man Parfüm im Mund gesprüht, während ein weiterer schrieb, sie sei das „leckerste Obst der Welt“.

In der Tat sind viele Neuseeländer so verrückt nach den Früchten, dass sie den Start der Saison im April kaum abwarten können. Die Früchte lassen sich nur bis etwa Juli ernten und oftmals pflücken Privatleute ganze Eimer voll, die sie an die Straße stellen und verschenken. Denn die Früchte halten sich nicht lange – was auch den Export schwierig gestaltet und erklärt, warum kaum jemand im Rest der Welt sie kennt.