Der Weihbischof der südpolnischen Erzdiözese Krakau, Jan Szkodon (73), ist mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Ihm werden sexuelle Übergriffe auf ein damals 15-jähriges Mädchen vor 20 Jahren vorgeworfen, meldet Kathpress am Dienstag. Die päpstliche Nuntiatur hat ein Verfahren eingeleitet, die Staatsanwaltschaft den Fall im Dezember als verjährt zu den Akten gelegt.

Während Szkodon die Beschuldigung als "unwahr" zurückwies und ankündigte, seinen "guten Namen" verteidigen zu wollen, zeigte sich der emeritierte Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz "zutiefst beunruhigt". Die von der Zeitung "Gazeta Wyborcza" (Montag) veröffentlichte Anschuldigung schmerze viele Menschen, "für die Bischof Jan eine Autorität, Vater und Freund ist", schreibt Dziwisz am Dienstag in einer Stellungnahme. "Wir alle erwarten, dass das gründlich und schnell aufgeklärt wird."

"Mit hoher Wahrscheinlichkeit" zutreffend

Die Staatsanwältin hatte festgestellt, dass die Schilderung des Geschehens durch die Frau "mit hoher Wahrscheinlichkeit" zutreffe. Sie gab an, der Weihbischof habe seine Hand unter ihre Bluse und ihre Unterwäsche gesteckt und sie zwischen den Oberschenkeln angefasst.

Das Erzbistum Krakau kennt laut seinem Sprecher Lukasz Michalczewski die konkreten Vorwürfe gegen Szkodon nicht. Man vertraue dem von der römischen Glaubenskongregation geführten Verfahren. "Wir erwarten, schnell die Wahrheit ... zu erfahren", so der Sprecher gegenüber polnischen Medien. Dem Weihbischof sei geraten worden, sich zurückzuziehen. Dziwisz erklärte, er bete für "die Krakauer Kirche und alle Geschädigten in diesem Fall".

Szkodon war 1988 von Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof in dem südpolnischen Erzbistum ernannt worden. Seit Jänner 2017 ist Marek Jedraszewski (70) Krakauer Erzbischof. Er äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Dziwisz war langjähriger Sekretär von Papst Johannes Paul II., ehe er Erzbischof von Krakau wurde.