Die Gemeinde Venedig will Prostituierte bestrafen, die auf der Straße auf Kunden warten. Ihnen droht künftig eine Geldstrafe von 500 Euro und eine Anzeige wegen "illegaler Besetzung von öffentlichem Boden", geht aus einem Beschluss des Gemeinderats hervor, wie italienische Medien am Freitag berichteten.

Der Beschluss der Gemeinde Venedig gilt als präzedenzlos. In Italien ist Prostitution kein Verbrechen. Zur Bekämpfung der Straßenprostitution bestrafen italienische Gemeinden Autofahrer, die auf der Straße halten, um mit Prostituierte zu verhandeln. Sexarbeiterinnen können lediglich wegen Obszönität in der Öffentlichkeit bestraft werden.

Die in Venedig oppositionellen Sozialdemokraten kritisierten den Beschluss der Mitte-Rechts-Koalition im Gemeinderat. Mit der Kampagne gegen Prostituierte bestrafe man Personen, die bereits Opfer von Gewalt und Ausbeutung seien, hieß es.

Bordelle in Italien seit 1958 verboten

Eine mögliche Legalisierung der Prostitution ist in Italien seit Jahren heftig umstritten. Seit 1958 sind in Italien Bordelle verboten. Schätzungen zufolge gibt es jedoch bis zu 100.000 Prostituierte, ein Drittel davon aus dem Ausland. Mehr als die Hälfte davon arbeitet auf der Straße, rund ein Fünftel ist minderjährig. Die rechtsföderalistische Lega Nord sammelt zurzeit Unterschriften für ein Referendum zur Abschaffung des Bordellverbots.

Der italienische Innenminister Matteo Salvini hat kürzlich erneut für die Abschaffung des Verbots von Bordellen in Italien plädiert und Österreich als Vorbild im Umgang mit Rotlichbetrieben bezeichnet. Um Straßenprostitution einzudämmen, müssten Bordelle wieder eingeführt werden, sagte der Chef der rechten Lega.