Ein katholischer Bischof in Indien ist wegen der Vergewaltigung einer Nonne angeklagt worden. Dem Bischof Franco Mulakkal werden auch Freiheitsbeschränkung, Nötigung und unnatürlicher Geschlechtsverkehr zur Last gelegt, wie der Polizeichef des Bezirks Kottayam im südindischen Bundesstaat Kerala, Hari Sankar, am Dienstag mitteilte. Mulakkal droht eine lebenslange Haftstrafe. Er bestreitet die Taten.

Eine Nonne aus Kerala, die derselben Diözese angehört wie Mulakkal, wirft ihm vor, sie ab 2014 zwei Jahre lang immer wieder missbraucht zu haben. Als sie ihn angezeigt hatte und zunächst monatelang nichts geschah, protestierte eine Gruppe von Nonnen. Sie warfen unter anderem der Kirche vor, sie unter Druck zu setzen, damit sie nicht gegen Mulakkal aussagen.

Papst unter Druck

Der 55 Jahre alte Bischof der Diözese Jalandhar im nordindischen Punjab war im vergangenen September festgenommen worden, kam aber kurze Zeit später auf Kaution frei. Bei seiner Heimkehr wurde er gefeiert. Er legte damals vorübergehend sein Amt nieder. Es war zunächst unklar, wann der Prozess gegen ihn beginnt. Indiens Justizsystem arbeitet notorisch langsam.

Papst Franziskus hatte im Februar eingeräumt, dass die sexuelle Misshandlung von Ordensschwestern ein Problem in der Kirche sei. Er steht derzeit unter Druck, etwas dagegen zu unternehmen.

Nur etwa 2,3 Prozent der 1,3 Milliarden Inder sind Christen. Mehr als 70 Prozent von ihnen sind Katholiken. Kerala ist mit knapp 20 Prozent seiner rund 33 Millionen Bewohner der indische Bundesstaat mit den meisten Christen. Der Apostel Thomas soll im Jahr 52 den christlichen Glauben nach Kerala gebracht haben.