Drei italienische Oppositionsparlamentarier haben am Sonntag dem Verbot der sizilianischen Hafenbehörden getrotzt und sind an Bord eines Schlauchboots des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" mit 47 Migranten gegangen. An der Aktion beteiligten sich neben den Oppositionsparlamentariern auch der Bürgermeister der sizilianischen Stadt Syracus, Francesco Italia, vor deren Küsten das Schiff am Anker liegt.
Die Parlamentarier und der Bürgermeister wollten sich des Zustands der 13 minderjährigen Migranten vergewissern, die Italiens Innenminister Matteo Salvini trotz der Aufforderung des Jugendgerichts von Catania nicht an Land gehen lassen will. Die Parlamentarier und der Bürgermeister wurden von einigen Menschenrechtsaktivisten begleitet, die Medikamente und Lebensmittel auf das Schiff lieferten.
Unter den vom Rettungsschiff "Sea Watch 3" an Bord genommenen Migranten befinden sich auch Folteropfer. Dies berichteten Ärzte, die am Sonntag mit drei Abgeordneten italienischer Oppositionsparteien einen Lokalaugenschein auf dem Schiff unternommen haben. Die Lage der 47 Migranten sei schwierig, sagte der Psychiater Gaetano Sgarlata.
"Ich habe Gespräche mit zehn Personen geführt, darunter drei Minderjährige. Sie wurden in Libyen gefoltert, eine Person hat ein Auge verloren, andere haben Wunden und deformierte Hände wegen Schlägen, die sie erlitten haben", sagte Sgarlata im Gespräch mit Journalisten. Die Migranten hätten große Angst, wieder nach Libyen zurückgebracht zu werden.
Das Schlauchboot fuhr die sizilianische Parlamentarierin der konservativen Forza Italia und Ex-Frauenministerin Stefania Prestigiacomo. "Die Einwanderungsproblematik ist keine Show oder eine Kraftprobe, sondern muss auf europäischer Ebene mit Verantwortungsbewusstsein in Angriff genommen werden. Man darf Menschenleben nicht aufs Spiel setzen", so Prestigiacomo.
Bürger von Syracus sowie die italienische Bischofskonferenz erklärten sich zur Aufnahme der Migranten bereit. Hunderte Bürger demonstrierten im sizilianischen Syracus am Samstag für die Landung der Flüchtlinge auf Sizilien. Das Rettungsschiff hat einen Ankerplatz rund zwei Kilometer vor Syracus zugewiesen bekommen. "Lasst sie landen", war auf Leintüchern zu lesen, die an den Fenstern und Balkonen der Hauptstraße von Syrakus hingen.