Nach zwei Wochen zwischen Hoffen und Bangen haben die Eltern des kleinen Julen aus Spanien traurige Gewissheit: Der in ein Bohrloch gestürzte Zweijährige ist tot. Noch in der Nacht fuhr ein Leichenwagen an dem Bohrloch nahe der andalusischen Gemeinde vor. Julens Eltern wurden von Psychologen betreut. Eine Obduktion soll nun für Klarheit über die Todesursache sorgen. Ergebnisse wurden zunächst keine veröffentlicht.
Nach den jüngsten amtlichen Erkenntnissen fiel Julen am 13. Jänner durch das enge Loch rund 71 Meter tief "im freien und schnellen Fall". "Darauf deutet die Stellung des Körpers hin", erklärte am Samstag vor Journalisten der Delegierte der Zentralregierung in Andalusien, Alfonso RodriguezGomez de Celis. Der Kleine war, mutmaßten Medien, wohl sofort tot.
Bruder starb bei Strandspaziergang
Nach dem tragischen Ausgang nahmen viele Anteil. "Ganz Spanien teilt die unendliche Traurigkeit von Julens Familie", twitterte mitten in der Nacht Ministerpräsident Pedro Sanchez, der sich auch bei den Helfern bedankte. König Felipe VI. sprach der Familie des Buben sein "tiefempfundenes Beileid" aus. Die Stadt Malaga verkündete eine dreitägige Trauer, vor dem Rathaus der Küstenstadt versammelten sich am Samstagvormittag Hunderte zu einer Trauerkundgebung und einer Schweigeminute zu Ehren des Kleinen.
Politiker, Persönlichkeiten wie die italienische Sängerin Laura Pausini ("Ich kann es nicht glauben") und Hollywoodstar Antonio Banderas, der sich "erschüttert" zeigte, der spanische Fußballverband und auch sehr viele Menschen im Ausland, die ebenfalls tagelang mitgezittert hatten, versuchten den Eltern Jose und Victoria auf den sozialen Netzwerken Trost zuzusprechen. Ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn der arbeitslose Marktverkäufer und die Mitarbeiterin einer Fastfood-Kette hatten 2017 bereits einen Sohn verloren. Julens älterer Bruder Oliver starb bei einem Strandspaziergang mit drei Jahren an Herzversagen.
Wunder blieb aus
Wie hart der Schlag nicht nur für die Menschen in der Provinz Malaga, sondern in ganz Spanien war, beweist die Verzweiflung vieler auch im 500 Kilometer entfernten Madrid. "Ich bin aufgeblieben, um die Rettungsaktionen im Fernsehen zu verfolgen. Nachdem die schreckliche Nachricht kam, konnte ich nicht mehr einschlafen", sagte weinend die Bankangestellte Maria in einer Bäckerei der Hauptstadt. Nicht wenige hatten bis zuletzt an das viel beschworene "Wunder von Totalan" geglaubt. Im Malaga-Vorort El Palo, dem Wohnort der Familie, hatten Menschen noch in der Nacht auf Samstag mit weißen und roten Kerzen ein großes Herz geformt. In vielen Kirchen wurde seit Tagen für den Kleinen gebetet, Bürger organisierten Wachen. Doch das Wunder blieb am Ende aus.
Retter hatten seit dem 13. Jänner versucht, zu dem Kind in dem extrem engen, 25 Zentimeter breiten Schacht vorzudringen. Allerdings gab es keine Lebenszeichen von ihm, zudem war unklar, in welcher Tiefe des illegal auf der Suche nach Wasser gegrabenen Loches es sich befand. Das Loch wurde nach Aussagen der Familie vom Freund einer Cousine des Vaters in Auftrag gegeben. "Die Einsatzkräfte haben um 1.25 Uhr den unglücklicherweise leblosen Körper des Kleinen lokalisiert", twitterte Rodriguez Gomez de Celis. Die spanische Zivilgarde schrieb: "Leider haben wir es trotz aller Bemühungen so vieler Menschen nicht geschafft ... Ruhe in Frieden Julen."
Experten hatten bis zuletzt versichert, dass es nicht ausgeschlossen sei, das Kind lebend zu finden. Jedoch waren die Hoffnungen auf ein glückliches Ende mit jeder Minute geschrumpft. Besonders bei der Bohrung eines Parallel-Tunnels war es zu immer neuen Verzögerungen gekommen, weil die Retter auf extrem hartes Gestein stießen.