Die Bergungsaktion des kleinen Julen aus einem tiefen Brunnenschacht in Südspanien geht in ihre entscheidende Phase. Ein achtköpfiges Team von Bergarbeitern wartete am Donnerstag auf seinen Einsatzbeginn. Die Männer sollen vom Grund eines in den vergangenen Tagen gebohrten Parallelschachts einen waagrechten Tunnel zu der Stelle graben, an der der Zweijährige vermutet wird.

Wegen der extrem schwierigen Umstände sollten die Spezialisten aber erst dann mit einer Art Kapsel in das Rettungsloch herabgelassen werden, wenn auch die kleinsten Details der Aktion und alle Sicherheitsfragen geklärt seien, berichteten spanische Medien unter Berufung auf die Einsatzkräfte im andalusischen Ort Totalán. Die Kumpel sollten sich jeweils in Zweierteams für etwa 30 Minuten unter anderem mit Spitzhacken und Presslufthämmern vorarbeiten und dann abgelöst werden. Sie würden mit Sauerstoffmasken ausgerüstet und telefonisch mit den Kollegen außen in Kontakt bleiben. Die Bedingungen seien extrem, wegen der Enge könnten die Männer nur kniend oder liegend graben, hieß es.

Indes werden Zweifel an der Theorie laut, dass der Kleine tief in den Schacht gerutscht ist. "Ich halte es für nahezu unmöglich, dass der Bub in diesem Schacht drin ist", sagte Luis Avial von der Geophysik-Firma Falcon High Tech in mehreren TV-Sendungen. Normal wäre es gewesen, dass das Kind ziemlich weit oben steckengeblieben wäre. "Das Kind hatte eine Winterjacke an, die Wände des Schachts sind nicht glatt, es gibt Wurzeln, Unebenheiten, das ist schon sehr komisch", meinte Avial. Auch der erfahrene Schachtbauer Francisco Barranquero hegt große Zweifel. "Ist es möglich, dass ein Kind da nicht steckenbleibt und bis ganz unten durchrutscht? Ich sage Dir, das ist sehr unwahrscheinlich", sagte er einem Journalisten der Onlinezeitung "El Español".

Zunächst hatte man sich auf die Aussagen des Vaters und einer Tante verlassen müssen, die nach eigenen Angaben gesehen haben, wie das Kind ins Loch fiel. Die Retter fanden im Schacht aber bald ein Sackerl mit Süßigkeiten, die Julen bei sich gehabt hatte, und wenig später auch Haare des Buben. "Ich habe mich auf die Öffnung gestürzt und er war nicht mehr da. Ich habe ihn weinen hören, aber bald habe ich ihn nicht mehr gehört", sagte Vater Jose, ein arbeitsloser Marktverkäufer, vor Journalisten weinend. Im Interview der Zeitung "Diario Sur" beteuerte er: "Mein Sohn ist da (im Loch), das soll niemand anzweifeln."

Diejenigen aber, die an der Suche beteiligt sind, wollen keine Diskussion aufkommen lassen. Die Vizedelegierte der Madrider Zentralregierung in Andalusien, María Gamez, sagte mehrfach unter Berufung auf Experten am Cerro de La Corona, man habe "Gewissheit", dass Julen unten im Loch sei. "Ich bin mir sicher, dass wir von hier nicht ohne Julen weggehen werden", betonte sie.