Gleich zwei Flüchtlingstragödien haben sich am Wochenende im Mittelmeer ereignet. An Bord eines Flüchtlingsbootes, das am Freitagnachmittag vor der libyschen Küste gekentert ist, befanden sich laut Überlebenden mehr als 120 Personen. 117 Menschen, darunter zehn Frauen und zwei Kinder seien vermisst, berichtete Flavio Di Giacomo von der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Er bezog sich auf Aussagen von drei Überlebenden. Drei Leichen wurden bisher geborgen.
Stundenlang im Wasser
Bei den Überlebenden handelt es sich um zwei Sudanesen und um einen Gambier, die schwer unterkühlt gerettet werden konnten. Nach einer Seefahrt von elf Stunden sei das Schlauchboot gekentert. Die Menschen seien ins Meer gefallen und ertrunken. Die Überlebenden konnten sich Eigenangaben zufolge circa drei Stunden lang über Wasser halten, sie seien schwer geschockt, aber in guter physischer Fassung, berichtete Di Giacomo laut Medienangaben. Die Flüchtlinge an Bord stammten vor allem aus Nigeria, Kamerun, Gambia, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und aus dem Sudan.
Ein Flugzeug der italienischen Marine hatte das Schlauchboot 50 Kilometer nördlich der Küste Tripolis' in Seenot gesichtet. Den Migranten wurden Rettungsfloße zugeworfen. Als einige Zeit später ein Hubschrauber des italienischen Militärschiffes "Duilio" die Migranten erreichte, konnten lediglich drei Personen gerettet werden. Das Schlauchboot wurde nicht gefunden.
Weiterer Schiffbruch vor Marokko
Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hat dann am Samstag von einem weiteren Schiffbruch mit 53 Toten im westlichen Mittelmeer berichtet. Eine Person überlebte und wurde nach 24 Stunden im Wasser von einem Fischerboot gerettet. Der Überlebende wurde in Marokko medizinisch behandelt, berichtete das Flüchtlingshochkommissariat.
Der Schiffbruch habe sich in den vergangenen Tagen ereignet, berichtete das UNHCR, das sich auf Quellen von NGOs bezog. In den vergangenen Tagen hatten marokkanische und spanische Schiffe nach Vermissten versucht, aber ohne Ergebnis. "Man darf nicht erlauben, dass sich weiterhin Tragödien dieser Art im Mittelmeer ereignen", so das UNHCR.