Einer noch unveröffentlichten Studie zufolge verursacht Feinstaub offenbar mehr Todesfälle als bisher angenommen. Wie das ARD-Magazin "Monitor" am Donnerstag berichtete, spricht eine Studie des Max-Planck-Instituts (MPI) für Chemie von rund neun Millionen vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaub und rund 120.000 allein in Deutschland. Die Landwirtschaft gilt demnach als Hauptverursacher.
Das Mainzer Max-Planck-Institut stützte sich bei seiner Untersuchung auf 40 internationale Studien aus 16 Ländern, deren Daten über Jahrzehnte erhoben wurden. Die gestiegene Datengrundlage sei einer der Gründe, dass die Forscher nun zu höheren Zahlen kämen, sagte Studienleiter Jos Lelieveld in dem Bericht. Damit sei Feinstaub für etwa ebenso viele vorzeitige Todesfälle verantwortlich wie das Rauchen.
Zu ähnlichen Resultat kam ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im September des Vorjahres im Fachjournal "Pnas". Es ermittelte anhand von 41 Kohortenstudien das Sterberisiko durch kleine Partikel (PM2,5). Die Forscher der kanadischen Gesundheitsbehörde (Health Canada) haben die Feinstaubwerte aus Messungen in 16 Weltregionen mit den dortigen Sterberaten durch nicht übertragbare Krankheiten und Erkrankungen der unteren Atemwege (Luftröhre und Lunge) in Verbindung gesetzt. Weltweit hat ihren Berechnungen nach im Jahr 2015 PM2,5-Feinstaub 8,9 Millionen Todesfälle verursacht. Das sind um 30 Prozent mehr, als jene 6,9 Millionen, die herkömmliche Schätzungsmethoden kalkulierten.
Massentierhaltung als einer der Hauptverursacher
Mit einem Anteil von etwa 45 Prozent gilt den Forschern der aktuellen MPI-Studie zufolge die Landwirtschaft und hier vor allem die Massentierhaltung als Hauptverursacher für die in Deutschland herrschende Feinstaubbelastung. Der Grund: Ammoniak entweicht durch die Zersetzung von Gülle und durch die Düngung von Nutzpflanzen in die Atmosphäre und verbindet sich dort mit anderen Gasen wie Schwefel- und Salpetersäure. Daraus entstehen Feinstaubpartikel.
"Die Massentierhaltung führt zu Ammoniak, Ammoniak führt zu Feinstaub, und Feinstaub führt zu vorzeitigen Todesfällen", sagte Lelieveld. Dieser Zusammenhang ist unter Experten seit Jahren bekannt. Bereits eine frühere Studie des MPI zeigte auf, dass die Senkung landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen die Sterblichkeit durch Luftverschmutzung erheblich reduzieren kann.
Deutschland hatte sich im Jahr 2001 verpflichtet, die Ammoniakemissionen ab 2010 unter einen Wert von 550.000 Tonnen pro Jahr zu begrenzen. Tatsächlich aber wird der Wert seit Jahren regelmäßig überschritten, wie es in dem Bericht heißt.
Eine erhöhte Belastung mit Feinstaub steht im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislaufproblemen. Die kleinsten Partikel bergen dabei die größte Gefahr für die Gesundheit, weil sie tief in die Lungen eindringen können