Der bei einer Messerattacke schwer verletzte Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz schwebt nach einer Notoperation weiter in Lebensgefahr. "Der Patient lebt", sagte der Chirurg Tomasz Stefaniak nach der fünfstündigen Operation im Universitätskrankenhaus der polnischen Hafenstadt in der Nacht auf Montag. Sein Zustand sei aber "sehr, sehr ernst": "Die nächsten Stunden werden entscheidend sein."

Demnach wurde der Bürgermeister am Herz und an anderen Organen verletzt. Adamowicz war am Sonntagabend bei einer öffentlichen Veranstaltung vor den Augen Hunderter Menschen von einem Angreifer niedergestochen worden. Der Mann stürmte bei einer Benefizveranstaltung auf die Bühne und stach mit einem Messer mehrfach auf den 53-Jährigen ein, der seit 1998 Bürgermeister von Danzig ist. Adamowicz wurde vor Ort wiederbelebt und anschließend ins Krankenhaus gebracht.

Angreifer überwältigt

Der Angreifer wurde von Sicherheitsleuten rasch überwältigt. Laut Polizei handelt es sich um einen 27-jährigen Danziger. Ein Video des Angriffs zeigt, wie der Mann nach der Messerattacke ein Mikrofon an sich reißt und ruft, er sei von der früheren Regierung der Zivilen Plattform (PO) unschuldig ins Gefängnis gebracht und "gefoltert" worden. "Deshalb stirbt Adamowicz!" Die PO hatte Adamowicz bei der letzten Kommunalwahl im Herbst unterstützt.

Medienberichten zufolge war der 27-Jährige in der Vergangenheit wegen vier bewaffneter Banküberfälle in Danzig zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt worden. Demnach litt er im Gefängnis zunehmend unter psychischen Problemen.

Die Behörden prüfen nun, wie er trotz der Sicherheitsmaßnahmen auf die Bühne gelangen konnte, auf der Adamowicz stand. Nach Angaben einer Polizeisprecherin hatte er eine Akkreditierung als Pressevertreter bei sich. "Jetzt müssen wir herausfinden, wie er sie erhalten hat, ob die Akkreditierung auf seinen Namen ausgestellt war, und ob er wirklich befugt war, sich zu diesem Zeitpunkt dort aufzuhalten", sagte die Sprecherin.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Innenminister Joachim Brudzinski verurteilten die Tat. EU-Ratspräsident Donald Tusk, Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans und der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan sprachen Adamowicz ihren Beistand aus.