Erstmals ist bei "Gelbwesten"-Protesten in Belgien ein Teilnehmer ums Leben gekommen. Ein Lastwagen habe den Mann, der sich an einer Straßensperre der "Gelbwesten" auf einer Autobahn in Ostbelgien beteiligte, nicht gesehen und ihn überfahren, berichteten belgische Medien nach dem Unglück am Freitagabend. Der 50-jährige Mann sei noch am Unfallort seinen Verletzungen erlegen.

Der Lkw-Fahrer ist auf der Flucht. Belgische und niederländische Behörden suchten gemeinsam nach der Person, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Samstag unter Berufung auf mehrere Medienberichte. Sein Lastwagen soll ein niederländisches Nummernschild haben.

Das Unglück habe sich auf der Autobahn E25 zwischen der belgischen Stadt Lüttich und der niederländischen Stadt Maastricht ereignet, führte die Nachrichtenagentur Belga aus. An der Protestaktion nahe der niederländischen Grenze hatten sich demnach zwischen 20 und 30 "Gelbwesten" beteiligt.

Protestbewegung gegen Macron

Die "Gelbwesten"-Bewegung hatte sich Mitte November in Frankreich formiert, um gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron und gegen als zu niedrig empfundene Kaufkraft zu protestieren. Daraufhin waren auch in Belgien mehrfach Menschen mit gelben Warnwesten auf die Straßen gegangen.

Laut belgischer Nachrichtenagentur Belga störten die belgischen Demonstranten am Freitag massiv den Verkehr auf der Fernstraße E25. Unter Berufung auf die Polizei hieß es, eine Ausfahrt sei blockiert worden.

In Frankreich sind bereits mehrere "Gelbwesten" bei Protestaktionen ums Leben gekommen. Die Protestbewegung, die mit gelben Warnwesten auf sich aufmerksam macht, war Mitte November entstanden und hatte in Belgien schnell Nachahmer gefunden. Ursprünglich demonstrierten die "Gelbwesten" gegen zu hohe Spritpreise, mittlerweile prangern sie aber allgemein die sinkende Kaufkraft an. Ähnlich wie in Frankreich arteten die Proteste in Belgien immer wieder in Gewalt aus, es gab zahlreiche Festnahmen.

Empörung bei der Opposition

Vor neuen Protesten der "Gelbwesten" in Frankreich lösten unterdessen Äußerungen von Präsident Emmanuel Macron Empörung bei der Opposition aus. Bei einem Empfang von Bäckern im Elyseepalast lobte Macron am Freitagabend laut Medienberichten den "Sinn für die Anstrengung".

"Die Schwierigkeiten, durch die unsere Gesellschaft geht, sind manchmal auch der Tatsache geschuldet, dass viel zu viele unserer Mitbürger denken, dass man etwas bekommen kann, ohne diese Anstrengung zu erbringen", fügte er den Berichten zufolge hinzu. Vor dem Hintergrund der andauernden "Gelbwesten"-Proteste sieht die Opposition in den Aussagen eine Provokation. Macron deute damit an, dass die Menschen auf der Straße sich nicht genug anstrengten, sagte der Linken-Politiker Alexis Corbiere im Sender BFMTV. Der Rechts-Außen-Politiker Florian Philippot twitterte, Macron beleidige erneut sein Volk. Krankenschwestern, die sich abrackerten, oder Arbeitslose, die kaum über die Runden kämen - hätten diese Menschen keinen Sinn für Anstrengung?, fragte er rhetorisch.

Schon in der Vergangenheit hatte Macron mit umstrittenen Äußerungen für Wut gesorgt. Im September empfahl er etwa einem arbeitslosen Gärtner, die Branche zu wechseln. "Hotels, Cafés, Restaurants - ich gehe über die Straße, ich finde etwas (zum Arbeiten) für Sie", sagte Macron. Die Proteste der "Gelbwesten", die seit Mitte November andauern und sich gegen die Reformpolitik Macrons und die als zu niedrig empfundene Kaufkraft richten, hatten den Staatschef in die bisher schwerste Krise seiner Amtszeit gestürzt. Am Samstag will die Bewegung erneut an verschiedenen Orten in Frankreich demonstrieren.