Nach einem einjährigen Härtetest in Polarnacht und eisiger Kälte hat sich das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) zufrieden mit seinem experimentellen Eden-ISS-Gewächshaus in der Antarktis gezeigt. In dem Hightechcontainer seien unter widrigsten Bedingungen rund 270 Kilogramm Gemüse und Kräuter geerntet worden, berichtete das DLR am Mittwoch in Bremen.
Nun sollen die Ergebnisse ausführlich analysiert sowie eine zweite Überwinterungssaison am Südpol vorbereitet werden. Das am DLR-Standort in Bremen entwickelte Eden-ISS-Modul ist ein Pilotprojekt zur Erforschung des Nutzpflanzenanbaus unter extremen Bedingungen. Die Entwickler denken dabei an extreme Gegenden wie Wüsten, vor allem aber an Weltraummissionen zu Mond und Mars. In dem hermetisch abgeschotteten Gewächshaus wachsen Pflanzen bei Kunstlicht ohne Erde. Versorgt werden sie durch eine aufgesprühte Nährstofflösung.
Der DLR-Experte Paul Zabel hatte das neben der deutschen Polarstation Neumayer III errichtete Modul ein knappes Jahr lang an Ort und Stelle betreut und den Betrieb zusammen mit seinen Kollegen in Bremen erforscht. Er erzeugte dabei 115 Kilogramm Salat, 67 Kilo Gurken, 46 Kilo Paradeiser, 19 Kilo Kohlrabi, 15 Kilo Kräuter und acht Kilo Radieschen.
Das Gemüse bereicherte den Speiseplan der insgesamt zehn Forscher, die gemeinsam auf der Antarktisstation überwinterten. Zabel kehrte kurz vor Weihnachten zurück nach Deutschland. Die Erfahrungen mit dem Anbau sollen nun unter technischen, botanischen, mikrobiologischen und psychologischen Gesichtspunkten noch einmal eingehend bewertet werden.
Forschung geht weiter
Dann wird das mit Forschungsgeldern der EU finanzierte Projekt mit einer zweiten Überwinterung fortgesetzt. Dabei wird der Betrieb des Gewächshauses aber durch die DLR-Experten in Bremen ferngesteuert. Das Aussäen und andere Arbeiten an Ort und Stelle übernehmen die neuen Überwinterer auf Neumayer III. In den kommenden zwei Jahren wollen das DLR und seine Forschungspartner das Modul weiter optimieren. Dazu gehört auch das Alfred-Wegener-Institut, das die Antarktisstation betreibt.
Die EU-Staaten treiben gemeinsam ein ehrgeiziges Weltraumprogramm voran, das Langzeitmissionen im All ermöglichen soll. Eden-ISS ist dabei nur ein Teilprojekt. Jüngst brachte das DLR im Rahmen seiner Eucropis-Mission etwa auch einen Gewächshaussatelliten ins All.
Dieser hat zwei Gewächshausmodule mit Kirschtomatensamen an Bord, die während der Mission keimen und wachsen sollen. Während er die Erde umkreist, erzeugt er durch Eigenrotation Schwerkraftverhältnisse wie auf Mond und Mars. Die Anziehungskraft ist dort niedriger als auf der Erde. Die Experten wollen testen, wie die Pflanzen darauf reagieren.
Der Antarktisüberwinterer Zabel äußerte sich am Mittwoch in Bremen begeistert über seine Forschungszeit am Südpol. "Die Antarktis ist ein faszinierender Ort", erklärte er. Der Experte vor Ort habe trotz der sehr fordernden Bedingungen "großartige Arbeit" geleistet, betonte Projektleiter Daniel Schubert. "Zukünftige Raumfahrer werden es ihm danken." Zu den Schwierigkeiten gehörten demnach unter anderem schwere Schneestürme, die es unmöglich machten, die Polarstation zu verlassen.