Die britische Regierung steht in der Kritik, weil sie misshandelten Opfern von Zwangsheirat in Somalia die Kosten für deren Rückholung in die Heimat in Rechnung stellt. Die Zeitung "The Times" berichtete am Mittwoch von vier Britinnen, die aus einem Straflager in Somalia befreit worden seien und nun jeweils 740 Pfund (820 Euro) bezahlen müssten.

Wer dies nicht zahlen könne, müsse einen Notkredit mit dem Außenministerium schließen, hieß es weiter. Dem Bericht zufolge wurden die vier jungen Frauen von ihren Familien in eine religiöse "Umerziehungsschule" in Somalia geschickt. Dort seien sie an Wände gekettet gewesen und mit Schläuchen ausgepeitscht worden. Einige seien in kleine Kisten gesperrt und mit heißen Stöcken malträtiert worden. Sie seien gezwungen worden, in ihrem eigenen Urin zu sitzen, solange sie die Zwangsheirat verweigerten, berichtete "The Times".

Was Freiheit kostet

Dem Bericht zufolge sollen die Frauen nun für ihren Rückflug nach Großbritannien aufkommen. Auch Verpflegung und Unterbringungskosten würden ihnen in Rechnung gestellt. Werde ein Notkredit nicht innerhalb von sechs Monaten zurückbezahlt, komme ein Aufschlag von zehn Prozent hinzu.

"Zwangsheirat ist Sklaverei", erklärte die Oppositionsabgeordnete Yvette Cooper. "Dass die Regierung Opfer für ihre Freiheit bezahlen lässt, ist unmoralisch." Sie sei "völlig entsetzt" über das Vorgehen der Regierung.

Außenminister Jeremy Hunt sagte der BBC, er habe gegenüber Botschaften und Auslandsstellen in solchen konsularischen Angelegenheiten stets betont, dass Diskretion nötig sei. "Natürlich sollten wir in jeder Situation Mitgefühl und Menschlichkeit zeigen."

Zwangsheirat ist seit 2014 in Großbritannien eine Straftat, auf die bis zu sieben Jahre Gefängnis steht. Die britischen Behörden boten 2018 in knapp 1.200 Fällen im Zusammenhang mit möglicher Zwangsheirat Beratung oder anderweitige Unterstützung an.

In den vergangenen zwei Jahren gewährte das britische Außenministerium mindestens acht Opfern von Zwangsheirat Kredite in Höhe von knapp 7.800 Pfund (8.719,66 Euro), weil sie die Kosten für ihre Rückführung nach Großbritannien nicht aufbringen konnten. Davon wurden mehr als 4.500 Pfund bisher nicht zurückgezahlt.