Zwei Tage nach einer Gasexplosion in einem Plattenbau in Russland ist die Zahl der Toten auf mindestens 21 gestiegen. Die Rettungskräfte hätten weitere Leichen aus dem Trümmern des teilweise eingestürzten Gebäudes in der Industriestadt Magnitogorsk im Ural geborgen, berichtete das Katastrophenschutzministerium am Mittwoch. Bei klirrender Kälte wurde die Suche nach 20 Vermissten fortgesetzt.
Die Explosion in dem Plattenbau aus Sowjetzeiten hatte sich am Silvestertag in der Früh ereignet. Am Dienstag fanden die Rettungskräfte ein Baby lebend in den Trümmern. Der zehn Monate alte Bub wurde befreit und zur Behandlung nach Moskau gebracht.
Bub lebend geborgen
Der kleine Wanja hatte die Nacht bei eisigen Temperaturen überlebt, "weil er in einer Wiege lag und warm eingewickelt war", berichtete der Gouverneur Boris Dubrowski. Er erlitt aber schwere Erfrierungen, eine Kopfverletzung und mehrfache Beinbrüche, sein Zustand war jedoch stabil.
In dem 1973 errichteten Plattenbau hatten 1.100 Menschen gewohnt. 35 Wohnungen wurden bei der Explosion zerstört, zehn weitere beschädigt. Bei Temperaturen von minus 27 Grad suchten die Rettungskräfte nach Überlebenden, doch bargen sie zuletzt nur noch Leichen. Insgesamt konnten bis Dienstag sechs Menschen, darunter zwei Kinder, gerettet werden. Gleichzeitig trugen die Helfer nach und nach die Trümmer ab. Laut dem Katastrophenschutzministerium wurden seit Dienstagmittag rund 800 Quadratmeter freigeräumt.
Präsident Wladimir Putin war am Montag nach Magnitogorsk gereist, um mit Überlebenden und Helfern zu sprechen. Gouverneur Dubrowski rief für Mittwoch einen Trauertag in der Region aus. Blumen und Kerzen in der Nähe der Unglücksstelle erinnerten an die Toten. "Wir trauern alle", sagte ein Mann dem Fernsehsender Rossija 24. Fast jeder in der Stadt kenne jemanden, der von dem Unglück betroffen sei.
Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees wurden in den Trümmern keinerlei Spuren gefunden, die auf einen Sprengstoffanschlag hindeuten könnten. Das Komitee reagierte damit auf Terror-Gerüchte in den sozialen Netzwerken, nachdem am Dienstagabend ebenfalls in Magnitogorsk bei der Explosion eines Kleinbusses drei Menschen getötet worden waren.
Die örtlichen Behörden versicherten, der Kleinbus sei wegen undichter Gastanks explodiert. Es gebe zudem keinen Zusammenhang zwischen den beiden Unglücken.
In Russland kommt es immer wieder zu Gasexplosionen. Viele Gebäude stammen noch aus der Sowjetzeit und sind in schlechtem Zustand, vielfach werden auch Sicherheitsregeln nicht eingehalten. Der Chef des russischen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, sagte im russischen Fernsehen, die Gasvorrichtungen in dem eingestürzten Wohnblock seien über Monate hinweg nicht mehr kontrolliert worden.