Bei der Tsunami-Katastrophe nach einem Vulkanausbruch in Indonesien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 222 gestiegen. Zumindest 843 Menschen seien verletzt worden, knapp 30 würden noch vermisst, teilte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde am Sonntag in Jakarta mit. Die Flutwellen brachen über die Küstenregionen an der Straße von Sunda zwischen den Inseln Sumatra und Java herein.

Der Tsunami hatte auch rund 200 Besucher eines Freiluftkonzerts am Tanjung Lesung-Strand 170 Kilometer südwestlich von Jakarta überrascht. Dort war eine Party anlässlich des bevorstehenden Jahreswechsels im Gange. Video-Clips, die sich auf Sozialen Medien verbreiteten, zeigten, wie plötzliche Wassermassen aus dem Nichts die Bühne trafen. Die indonesische Pop-Rock-Band "Seventeen" wurde von der Bühne gespült.

"Auf einmal krachte eine große Welle von hinten auf die Bühne", berichtete Sänger Riefian Fajarsyah - auch bekannt als Ifan - später dem lokalen TV-Sender One. Zwei Stunden habe er im Wasser getrieben, um sich herum Leichen. Als es ihm gelang, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, habe er unter Trümmern die Leichen des Tourmanagers und des Bassisten gefunden. Auch der Gitarrist sei tot, schrieb "Seventeen" in einer Mitteilung. Ifans Frau sowie weitere Bandmitglieder zählten zu den zahlreichen Vermissten.

Die Flutwellen suchten die in der Urlaubssaison äußerst beliebten Touristenstrände heim. Getroffen wurden Küstenstriche zu beiden Seiten der als Sundastraße bekannten Meerenge zwischen Sumatra und Java. Nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam entstand der Tsunami infolge einer Kettenreaktion. Demnach erschütterte am Samstagabend ein Beben der Stärke 5,1 in etwa einem Kilometer Tiefe die als Sundastraße bekannte Meerenge. Außerdem sei etwa zeitgleich der Vulkan Anak Krakatau ausgebrochen, sagte der GFZ-Experte Jörn Lauterjung am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Noch sei unklar, ob der Vulkanausbruch oder das Beben dann einen Erdrutsch ausgelöst habe. Dieser Landrutsch wiederum sei vermutlich die Ursache des Tsunamis gewesen. 

Verschlimmert wurde die Situation dadurch, das gleichzeitig Flut herrschte, wie Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Nugroho erklärte. Nach seinen Worten kamen sowohl in der zu Sumatra gehörenden Provinz Lumpang auf der nördlichen Seite der Sundastraße Menschen zu Tode als auch in Javas Provinz Banten, die südlich der Meeresenge liegt und an die indonesische Hauptstadt Jakarta grenzt.



Es dürften indes keine Urlauber aus Österreich betroffen sein. "Es gibt keine Hinweise auf österreichische Opfer", teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, auf Anfrage mit. Bisher hätten sich auch keine Angehörigen gemeldet, die in Indonesien urlaubende Familienmitglieder vermissen, ergänzte Guschelbauer.

Nugroho zufolge wurden mindestens 430 Häuser, neun Hotelanlagen, zehn Schiffe und Dutzende Autos beschädigt. Schwere Tsunami-Schäden wurden unter anderem vom Urlauberstrand Carita gemeldet. Nugroho verbreitete über seine Twitter-Seite Videoaufnahmen, auf denen Trümmerhaufen vor zerstörten Häusern und völlig demolierte Autos zu sehen waren.

Pazifischer Feuerring

Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt. Beim Mega-Tsunami zu Weihnachten 2004 starben dort mehr als 160.000 Menschen, so viele wie nirgendwo sonst in der Region. Insgesamt kamen damals in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 230.000 Menschen ums Leben.

Erst vor knapp drei Monaten wurde die bei Urlaubern beliebte indonesische Insel Sulawesi von einem schweren Erdbeben und einem dadurch ausgelösten Tsunami heimgesucht, der mehr als 2.200 Menschen das Leben kostete. Damals machte sich unter vielen Indonesiern Verbitterung breit über die aus ihrer Sicht zu langsame Reaktion der indonesischen Behörden auf die Katastrophe.