Trotz Kritik von Menschenrechtlern hat ein Gericht in dem arabischen Emirat Abu Dhabi einen britischen Doktoranden wegen angeblicher Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 31 Jahre alte Matthew Hedges habe "ausländische Seiten mit sensiblen Sicherheits- und Geheimdienstinformationen versorgt", hieß es am Mittwoch in der Urteilsbegründung des Gerichts.

Die Ermittler hatten bereits zuvor erklärt, der Brite habe seine akademische Forschung nur als Tarnung genutzt. Der Brite hat 30 Tage Zeit, um gegen das Urteil Berufung einzulegen. Lebenslange Haft dauert in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bis zu 25 Jahre.

Doktorarbeit über die Sicherheitspolitik

Der Doktorand der Universität Durham in England war Anfang Mai am Flughafen in Dubai festgenommen worden, als er nach einem zweiwöchigen Aufenthalt wieder in die Heimat fliegen wollte. Hedges arbeitete in den VAE an einer Doktorarbeit über die Sicherheits- und Außenpolitik des Landes. Wie es in englischen Medienberichten hieß, werfen ihm die Ermittler Spionage für die britische Regierung vor.

Menschenrechtler kritisierten das Vorgehen gegen Hedges scharf. Die VAE hätten ihn seit seiner Festnahme die meiste Zeit in Einzelhaft festgehalten und ihm lange juristischen Beistand verweigert. Der Fall zeige "das Gesicht einer autokratischen Regierung mit einem grundlegenden Mangel an Respekt vor dem Rechtsstaat", erklärte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).

Großbritannien warnt VAE vor "Nachspiel"

Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich "zutiefst enttäuscht" über das Urteil. Man werde weiter auf höchster Ebene mit den Behörden in den VAE über den Fall sprechen, sagte sie im Parlament in London. Ähnlich äußerte sich Außenminister Jeremy Hunt. Er zeigte sich "zutiefst schockiert und enttäuscht" über die Strafe und warnte Abu Dhabi vor einem "Nachspiel" für die Beziehungen beider Länder. Von einem "Freund und zuverlässigen Partner des Vereinigten Königreichs" habe London ein anderes Urteil erwartet.

Der Außenminister versicherte zudem, er habe den Fall persönlich auf höchster Regierungsebene zur Sprache gebracht. Er forderte die Vereinigten Arabischen Emirate dazu auf, die Entscheidung zu überdenken. Die VAE sind ein wichtiger Verbündeter des benachbarten Saudi-Arabien. Die beiden Staaten führen eine Koalition an, die im Bürgerkriegsland Jemen die schiitischen Houthi-Rebellen bekämpft.