Tausende Kilometer durch Flüsse, Wälder und Wüsten haben die Migranten aus Mittelamerika bereits zurückgelegt, doch kurz vor dem Ziel USA kommt die Karawane ins Stocken. Tausende Menschen hingen am Freitag in Mexiko in den Städten Mexicali und Navojoa fest, wie ein Sprecher der Organisation Pueblo sin Fronteras (Volk ohne Grenzen) sagte.

Die Mittelamerikaner sind auf dem Weg in die Grenzstadt Tijuana, wo sie sich den etwa 2.000 bereits eingetroffenen Migranten anschließen wollen. "Ich will in die Vereinigten Staaten. Ich möchte einen Termin, um politisches Asyl beantragen zu können", sagte der Honduraner Franklin Barahona.

Bittere Armut

Die Menschen aus Mittelamerika fliehen vor der bitteren Armut und der Gewalt durch Jugendbanden in ihrer Heimat. Die sogenannten Maras erpressen Schutzgeld, kontrollieren ganze Stadtviertel und zwangsrekrutieren Jugendliche.

Die Bearbeitung der Asylanträge könnte allerdings Monate dauern. Bereits jetzt haben sich im Raum Tijuana über 6.000 Menschen um einen Termin bei den US-Behörden beworben, um Asyl zu beantragen. Und täglich kommen neue hinzu.

"Sie sind in mein Haus eingedrungen und haben mich geschlagen. Die haben meine Frau und meine Schwägerin bedroht", sagte ein Familienvater aus der mexikanischen Unruheprovinz Michoacan. "Wir hatten Angst um unsere Kinder und haben uns deshalb entschieden, nach Tijuana zu kommen."

Gewaltsamer Durchbruch befürchtet

Angesichts der Tausenden ankommenden Migranten befürchtet die mexikanische Regierung allerdings, dass einige die Geduld verlieren und gewaltsam die Grenze durchbrechen könnten. "Wir sind sehr besorgt, dass es an der Grenze zu einem Vorfall kommen könnte, bei dem Menschen verletzt werden", sagte Innenminister Alfonso Navarrete.

Arbeiter verlegten auf der US-Seite Stacheldraht auf dem Grenzzaun, wie die Zeitung "The San Diego Union-Tribune" berichtete. Unterdessen traf sich der Leiter des US-Grenzschutzes, Kevin McAleenan, am Grenzübergang San Ysidro mit Vertretern der mexikanischen Bundespolizei, um über den Umgang mit den Migranten zu beraten.

"Was wollen wir nicht? Dass die Gewalt eine Eigendynamik entwickelt und Leute versuchen, spontan und ungeordnet in die Vereinigten Staaten zu kommen", sagte Navarrete. Er warnte vor den "extrem feindseligen Reden und Aktionen gegen illegale Einwanderung in den USA".

Stimmung droht zu kippen

Während sich auf der Wanderung durch Mexiko noch viele Menschen mit den Migranten solidarisiert hatten, drohte in Tijuana die Stimmung zu kippen. "Diese Leute kommen mit einem aggressiven Plan, sie sind unverschämt und fordern die Sicherheitskräfte heraus", sagte Tijuanas Bürgermeister Juan Manuel Gastelum in einem Interview des Fernsehsenders Milenio. "Ich will nicht sagen, dass alle Migranten so sind, aber einige sind Landstreicher, Kiffer, sie greifen die Bewohner an."

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt immer wieder betont, die Migranten nicht ins Land lassen zu wollen. Er sprach von einer "Invasion" und ließ Soldaten an die Grenze verlegen, um die Menschen zu stoppen. Insgesamt sind etwa 9.000 Migranten in verschiedenen Gruppen auf dem Weg in die USA. Um die Migranten zurückzudrängen, will Trump insgesamt bis zu 9.000 Soldaten an die südliche Landesgrenze verlegen.

Eine von Trump vergangene Woche erlassene Anordnung sieht vor, dass Migranten, die über die "grüne Grenze" in die USA gehen statt an offiziellen Grenzübergängen kein Asyl beantragen dürfen und sofort abgeschoben werden.

Die Staats- und Regierungschef beim Iberoamerika-Gipfel in Guatemala zeigten sich unterdessen angesichts von Millionen Flüchtlingen aus Venezuela und Tausenden Mittelamerikanern auf dem Weg in die USA besorgt über die jüngsten Migrationsströme in der Region. "Wir können nicht weiter über Grenzmauern sprechen, sondern müssen über Vorhaben beraten, damit die Menschen sich nicht mehr gezwungen sehen, auszuwandern", sagte der guatemaltekische Präsident Jimmy Morales am Freitag bei dem Treffen in der Kolonialstadt Antigua.

Globales Ausmaß

Boliviens Staatschef Evo Morales sprach von einer "schweren Migrationskrise von globalem Ausmaß". Er rief die Staaten der Region dazu auf, ihre Einwanderungspolitik an den Menschenrechten auszurichten. "Die Migranten können nicht als illegal eingestuft werden, denn es gibt keine illegalen Menschen", sagte er.

Der mexikanische Präsident Enrique Pena Nieto betonte, dass die Migranten neben Rechten auch Pflichten hätten und sich an die Regeln der Transit- und Aufnahmeländer zu halten hätten. Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez forderte einen Rechtsrahmen für eine geordnete Migration und eine koordinierte Einwanderungspolitik.

Tausende Mittelamerikaner waren zuletzt vor Elend und Gewalt in ihren Heimatländern geflohen und ziehen derzeit durch Mexiko Richtung USA. Aus Venezuela haben sich mittlerweile wegen der dramatischen wirtschaftlichen und politischen Krise sogar rund drei Millionen Menschen ins Ausland abgesetzt.