Nach der Serie von Briefbomben an prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump hat es dem Justizministerium zufolge eine erste Festnahme gegeben. In Miami sei ein Mann in Verbindung mit dem Fall festgesetzt worden, teilte eine Ministeriumssprecherin am Freitag mit. Unterdessen tauchten zwei weitere verdächtige Pakete auf. Eines war an Ex-CIA-Chef James Clapper adressiert.

"Das ist definitiv Inlands-Terrorismus", sagte Clapper auf CNN. Trump twitterte, der "'Bomben'-Kram" schade dem Wahlkampf seiner Republikaner. Insgesamt wurden bisher zwölf Briefbomben gefunden - adressiert auch an Ex-Präsident Barack Obama und den Trump-kritischen Schauspieler Robert DeNiro. DeNiro sagte, er danke Gott, dass niemand verletzt wurde. Zudem forderte er die Amerikaner zur Wahl auf: "Es gibt etwas Mächtigeres als Bomben, und das ist Ihre Stimme."

Warnung vor weiteren Bomben

Wie bekannt gegeben wurde, wird der Verhaftete mittlerweile als offiziell Beschuldigter geführt und derzeit fünf Delikten angeklagt - dazu zählen, dass illegale Versenden von Sprengstoffen und Drohungen gegen frühere Präsidenten, so Justizminister Jeff Sessions bei der Pressekonferenz am Freitagabend (MEZ) in Washington. Laut dem lokalen TV-Sender CBS4 Miami drohen ihm bereits 58 Jahre Haft.

Pressekonferenz in Washington
Pressekonferenz in Washington © (c) APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS (ANDREW CABALLERO-REYNOLDS)

FBI-Direktor Christopher Wray berichtet, dass 13 Briefbomben an verschiedene Personen geschickt wurden. Alle bestanden aus einem PVC-Rohr, einer kleinen Uhr, Drähten und potentiell explosivem Material. Und er warnt: Die Verhaftung heißt nicht, dass wir jetzt aus dem Schneider sind. Es könnten weitere Briefbomben unterwegs sein. "Wir brauchen die Hilfe jedes einzelnen Bürgers!"

Verdächtiger Fingerabdruck

So rasch ausgeforscht werden konnte der mutmaßliche Täter aufgrund eines Fingerabdruck, der auf dem Brief an Maxine Waters entdeckt wurde. Da Cesar Sayoc mehrfach vorbestraft ist, waren seine Fingerabdrücke gespeichert. Einige der Briefe enthielten Fotos der Adressenten, mit einem aufgemalten roten Kreuz, das eine Zielscheibe darstellte.

Facebook löschte mehrere Posts

Facebook gab bekannt, dass schon mehrmals Posts des Tatverdächtigen wegen deren extremen Inhalts gelöscht worden waren. Facebook-Nutzer hatte einige gemeldet, wieder andere waren durch das Suchprogramm von Facebook entdeckt worden. Die Verstöße werden aber nicht so groß gewesen, dass der gesamte Account gelöscht werden musste. Nachdem der Name Sayoc am Freitag bekannt gegeben wurde, wurde der Account aber sofort entfernt.

Schon 13. Bombe aufgetaucht

Wie CNN berichtet, untersuchen die Behörde bereits eine 13. Briefbombe. Sie war an den Milliardär Tom Steyer adressiert. Steyer soll viel Geld für die Demokraten gespendet haben - zuletzt waren es zwei Millionen US-Dollar, die an Andrew Gillum gingen. Dieser kandidiert in Florida für das Amt als Gouverneur.

Verhaftung auf offener Straße

Wie der Miami Herald berichtet, handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Mann Mitte 50, der in Aventura wohnhaft ist. Sein  Fahrzeug, ein weißer Van, wurde bei "Auto Zone", einem Autozubehörhandel, in Plantation an der stark befahrenen Staatsstraße 7 gestoppt. CBS4 spricht von einer lauten Explosion, die der Verhaftung des Mannes vorausging. Vermutlich waren es Leuchtbomben, die die FBI-Kräfte geworfen haben, um den Autofahrer wehrlos zu machen.

Der weiße Van, der über und über mit Trump-Stickern beklebt ist, ist mittlerweile mit einer blauen Polizeiplane abgedeckt, die Straße ist gesperrt. Näheres will das Justizministerium um 2.30 pm Ortszeit (20.30 Uhr MEZ) bekanntgeben. Sicherheitsbeamte gaben den Namen des Verdächtigen mit Cesar Sayoc jun, an, sein Geburtsjahr sei 1962, der Mann soll von amerikanischen Ureinwohnern abstammen. Außerdem: Bei seiner Ausforschung soll seine DNA eine große Rolle gespielt haben!

Der Tatverdächtige
Der Tatverdächtige © (c) AP

Wie ein Reporter des Sun Sentinel berichtet, soll es sich beim Festgenommenen um einen Mann handeln, der als Republikaner registriert ist und schon zehn Mal verhaftet wurde - einmal, im Jahr 2002, wegen einer Bombendrohung. Damals soll der Mann der "Florida Power and Light Company" gedroht haben, er werde ein Kraftwerk in die Luft sprengen und es werde schlimmer als der 11. September sein.

In Florida gibt es mehrere Atomkraftwerke. Die Energiegesellschaft nahm die Drohung sehr erst. Der Anrufer drohte damals auch, es werde einem Manager der Gesellschaft etwas passieren, wenn man ihm den Strom abdrehen würde. In Florida sind alle Akten frei im Internet abrufbar.

Gouverneur geht von Einzeltäter aus

Der Absender mehrerer Briefbomben in den USA handelte nach Einschätzung von New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo wohl allein. Das sagte der demokratische Politiker dem TV-Sender MSNBC nach Festnahme eines Verdächtigen in der Nähe von Miami am Freitag.

"Eine Einzelperson kann eine Gesellschaft vergleichsweise leicht stören", sagte Cuomo. Anleitungen zum Bau von Bomben gebe es im Internet und auch die benötigten Sprengstoffe seien recht leicht zu beschaffen.

Die Bomben seien keine Fälschungen, sie seien aber auch nicht "besonders anspruchsvoll" gebaut, sagte Cuomo. Es sei unklar, ob bei dem Versand von mindestens zwölf verdächtigen Päckchen seit Montag absichtlich niemand verletzt wurde oder ob hier ein Amateur zugange war. "Ich wäre nicht überrascht, wenn es weitere Päckchen gibt", sagte Cuomo. Die Ermittlungen seien "sehr schwierig" gewesen. Die Postdienste müssten Sendungen künftig genauer durchleuchten.

Den Täter bezeichnete Cuomo als "Symptom, nicht die Krankheit" und als "Verletzung am Körper, nicht das Virus". An der Stimmung in den USA und der gespaltenen Gesellschaft seien politische Führer samt Präsident Donald Trump schuld, aber auch die Amerikaner selbst. "Wenn wir diesen Politikwahn, diese Glut, den Groll oder Hass nicht stoppen, werden wir ihn wieder erleben." Die Amerikaner hätten gelernt, sensibler mit sexuellen Übergriffen und Rassismus umzugehen, dasselbe müsse nun auf politischer Ebene geschehen.

Präsident Trump verurteilt Tat

Nach der Festnahme eines Verdächtigen im Fall der Briefbombenserie in den USA hat Präsident Donald Trump die Taten scharf verurteilt. "Diese terrorisierenden Handlungen sind verachtenswert und haben keinen Platz in unserem Land", sagte Trump am Freitag bei einem Auftritt im Weißen Haus in Washington. Man dürfe niemals zulassen, dass politische Gewalt in den USA Wurzeln schlage.

Der Republikaner erklärte, der oder die Täter würden zur Rechenschaft gezogen werden.

An CNN und Booker addressiert

Das Paket an Clapper war nach Angaben der Bundespolizei an den Sender CNN adressiert und wurde in einem New Yorker Postamt abgefangen. Ein Vertreter der Stadtpolizei erklärte, darin sei eine Rohrbombe vergleichbar mit den früheren Sprengsätzen gewesen. Zuvor war laut FBI in einem Verteilzentrum in Florida ein Paket an demokratischen Senator Cory Booker gefunden worden.

Wenige Tage vor der Kongresswahl am 6. November werfen die Bombenfunde ein Schlaglicht auf ein politisch tief gespaltenes Land. Trump hatte die Bomben verurteilt, den Medien aber zugleich vorgeworfen, mit falschen Berichten das Klima zu vergiften. Trumps Kritiker werfen ihm das Schüren von Hass vor. Am Freitag beklagte der Präsident, dass durch die Briefbomben von der Politik abgelenkt werde und dem Wahlkampf seiner Republikaner der Schwung genommen werde. "Sehr unglücklich, was passiert", schrieb er auf Twitter.

Päckchen in Florida aufgegeben

Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen bestätigte gegenüber dem Sender Fox, dass einige Päckchen in Florida aufgegeben wurden. Ein Bombenkommando untersuchte das Verteilzentrum in Opa-locka bei Miami. Den Behörden zufolge waren die Sprengsätze einfach zusammengebaut. Sicherheitsexperten sagten, ihr Ziel sei es möglicherweise gewesen, Angst zu verbreiten und nicht zu töten. Bisher wurde niemand durch die Rohrbomben verletzt. Unter den Adressaten waren auch Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und das New Yorker Büro des US-Senders CNN.

In Kreisen der Ermittler hieß es, die Baupläne für die Sprengsätze stammten aus dem Internet. Mehrere trügen als Absender die Adresse des Büros der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz in Florida. Sie war bis 2016 auch Vorsitzende des Democratic National Committee, der nationalen Organisation der Demokraten.

"Es ist nach wie vor möglich, dass weitere Pakete geschickt wurden oder werden", sagte FBI-Vizechef William Sweeney. Landesweit seien Hunderte Ermittler mit dem Fall befasst.