Im Zusammenhang mit dem Mord an der bulgarischen TV-Moderatorin Viktoria Marinowa ist Medieninformationen zufolge ein Rumäne als Tatverdächtiger festgenommen worden. Das berichtete das bulgarische Staatsradio am Dienstag in Sofia. 

Der Rumäne, der noch nicht offiziell als Verdächtiger eingestuft worden war, komme frei, teilte der Polizeichef der nordbulgarischen Stadt Russe, Teodor Atanasow, am Dienstag mit. Es gebe "keine neuen Fakten oder Informationen".

Die Leiche Marinowas wurde am Samstag in einem Park am Donauufer in der Stadt Russe entdeckt, wo sie joggen gegangen war. Sie wurde vergewaltigt. Die Journalistin hatte eine Sendung in einem lokalen Kabelkanal moderiert. In der letzten Ausgabe hatte sie einen Investigativjournalisten aus Rumänien und einen aus Bulgarien zu Gast.

Betrug mit EU-Fördergeldern?

An der jüngsten Ausgabe der von Marinowa moderierten Sendung "Detektor" hatten Investigativjournalisten aus Bulgarien und Rumänien teilgenommen, die zu einem angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern recherchiert hatten. Landesweit war die Moderatorin kaum bekannt.

Ihre Tötung löste Entrüstung und Bestürzung weit über Bulgariens Grenzen hinweg aus. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) zeigte sich beunruhigt: Es handle sich um den dritten Journalistenmord in der EU in diesem Jahr, twitterte sie am Montag. "Ich bin auch sehr besorgt über das, was die barbarische Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Ahmad Khashoggi zu sein scheint. "Beide Fälle müssen eingehend untersucht und die Täter vor Gericht gebracht werden", fügte die Ministerin hinzu.

Die deutsche Regierung mahnte ebenfalls zu stärkerem weltweiten Schutz der Pressefreiheit. "Pressefreiheit ist ein elementares Bürgerrecht und ein fundamentales Grundrecht jeder demokratischen Gesellschaft", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Berlin setze sich deshalb weltweit für den Schutz und die Sicherheit von Journalisten ein.

"Die Verantwortlichen des abscheulichen Mordes (...) müssen sofort zur Verantwortung gezogen werden", forderte der Präsident des EU-Parlaments, Antonio Tajani, auf Twitter.

Die EU-Kommission verlangte ihrerseits "rasche und gründliche Ermittlungen". Die Täter müssten vor Gericht gebracht werden, und es müsse insbesondere geklärt werden, ob eine Verbindung zur Arbeit der Journalistin bestehe, sagte ein Sprecher am Montag in Brüssel.

"Geschockt und entsetzt"

"Geschockt von dem brutalen Mord an der bulgarischen Journalistin (...). Meine Gedanken sind mit ihrer Familie", schrieb der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber, auf Twitter.

"Ich bin geschockt von dem entsetzlichen Mord an der Investigativjournalistin", erklärte der Vertreter für Medienfreiheit bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Harlem Desir.

Die österreichische Journalistengewerkschaft in der GPA-djp verurteilte den Mord ebenfalls scharf. "Nach Jan Kuciak in der Slowakei und Daphne Caruana Galizia auf Malta ist das bereits der dritte Journalistenmord in der EU in weniger als einem Jahr", erinnerte Vorsitzender Eike Kullmann in einer Aussendung vom Montag. "Und alle drei haben zu Korruption recherchiert."