Papst Franziskus hat im Missbrauchsskandal um den emeritierten Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, eine weiterführende Untersuchung angeordnet. Der Heilige Stuhl teilte am Samstag mit, dass vatikanisches Archivmaterial über den Ex-Kardinal gesichtet werde. Der Papst hatte im Juli den Abgang von McCarrick akzeptiert. Dieser musste musste auch den Kardinalstitel abgeben.

Dabei sei man sich bewusst, dass eine solche Untersuchung beweisen könnte, dass in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen wurden, "die mit dem heutigen Ansatz zu diesen Themen nicht vereinbar wären". McCarrick muss sich in seiner Heimat gegen Vorwürfe verteidigen, er habe Minderjährige und Priesteranwärter sexuell belästigt.

"Besorgniserregenden Hinweise"

Der Heilige Stuhl wurde nach eigenen Angaben im September 2017 vom Erzbistum New York darüber informiert, dass ein Mann McCarrick beschuldigt, ihn in den 1970er Jahren missbraucht zu haben. Der Papst habe daraufhin eine "gründliche Voruntersuchung" durch das Erzbistum angeordnet. Wegen der "besorgniserregenden Hinweise", die sich dadurch ergeben hätten, habe der Papst den Rücktritt McCarricks akzeptiert. "Zu gegebener Zeit" werde der Vatikan das Ergebnis der Untersuchung veröffentlichen.

Der Papst ist im Skandal um McCarrick selbst unter Druck geraten: Der ehemalige US-Botschafter des Vatikans, Carlo Maria Vigano, hatte Franziskus beschuldigt, Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Kardinal jahrelang ignoriert zu haben. Zu diesen Vorwürfen äußerte sich der Vatikan am Samstag nicht.