Angesichts der wochenlangen Dürre formieren sich unter den deutschen Bundesländern erste Erwartungen an Nothilfen des Bundes für besonders betroffene Bauern. Sachsen-Anhalts Agrarministerin Claudia Dalbert sagte der Deutschen Presse-Agentur, zunächst müsse geklärt werden, wie groß die Ernteausfälle bundesweit tatsächlich seien.

Sollte sich bestätigen, dass die Ernte mindestens ein Drittel unter dem Durchschnitt liegt, seien die Voraussetzungen für staatliche Hilfe erfüllt. "Dann ist die Erwartung ganz klar, dass sich der Bund an Ausgleichsmaßnahmen beteiligt", sagte die Grünen-Politikerin.

Experten-Treffen in Berlin

In Berlin kommen am Dienstag Experten des Bundesagrarministeriums und der Länder zusammen, um eine "erste Bestandsaufnahme" der Schäden vorzunehmen. Beschlüsse über weitere Hilfen werden nicht erwartet. Der Bund will erst über mögliche eigene Hilfen entscheiden, wenn Ende August die Abschlussbilanz der Ernte vorliegt. "Wenn das ein nationales Ausmaß hat, dann kann der Bund wie 2003 auch mit Finanzen helfen", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner am Montagabend im ZDF.

Der Bauernverband hat wegen bedrohlicher Einbußen rasche Hilfen von möglichst einer Milliarde Euro gefordert und drängt nun zur Eile. "Wir brauchen schnell Unterstützung für die Betriebe. Hier müssen in den nächsten Wochen Entscheidungen fallen, da brauchen wir nicht auf eine endgültige Erntestatistik zu warten", sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied dem "Handelsblatt" (Dienstag).

Verluste von 1,4 Milliarden Euro erwartet

Wegen Hitze und Trockenheit vor allem im Osten und Norden fürchten viele Bauern massive Ausfälle bei Getreide, aber auch bei Gras als Tierfutter. "Wir rechnen allein beim Getreide mit einem Minus von rund 1,4 Milliarden (Euro), dazu kommen Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Grünfutter", sagte Rukwied der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag).

Die FDP plädiert dafür, Notfalltöpfe der Bauern steuerlich zu begünstigen und deren Eigenvorsorge für Krisen so zu stärken. Die Grünen fordern angesichts der Dürrefolgen ein grundsätzliches Umsteuern in der Landwirtschaft. Die Hilfen sollten an Bedingungen geknüpft und "klimafreundliche und ökologischere Betriebe gezielt unterstützt" werden.