Kampfhund "Chico", der in einer Wohnung in Hannover seine Besitzer - eine Mutter und ihren Sohn - totgebissen hat - die Polizei geht davon aus -, befindet sich derzeit in einem Tierheim in Hannover. Nun soll entschieden werden, ob das Tier eingeschläfert wird oder nicht. Die Vorsitzende des deutschen Rassehunde-Zucht-Verbandes plädiert laut einem Bericht auf bild.de für eine "zweite Chance" für Chico. Es sei nicht die Schuld des Hundes, sondern ein Versagen der Halter und der Behörden. Noch am heutigen Freitag soll das Obduktionsergebnis vorliegen. Danach entscheidet das Veterinäramt über "Chicos" Zukunft.

Zum Schutz angeschafft

Die Hundehalterin hatte sich den Kampfhund vor rund acht Jahren angeschafft - zu ihrem eigenen Schutz. Sie war 2005 von ihrem Ehemann mit einem Beil angegriffen und schwer verletzt worden. Deshalb saß sie auch halbseitig gelähmt im Rollstuhl. Der Hund sollte die Frau vor ihrem Ehemann, der nach verbüßter Haft aus dem Gefängnis entlassen worden war, schützen.

Die genauen Hintergründe der Tragödie sind noch immer unklar. Ein ähnlicher Fall mit zwei Toten durch eine Hundeattacke ist in den vergangenen Jahren nicht bekannt geworden.

Feuerwehrleute fingen das Tier in der Nacht auf Mittwoch mit einer Schlinge ein, der Hund wurde in ein Tierheim gebracht. Die Stadt ist dafür zuständig, nun zu entscheiden, ob der Hund eingeschläfert wird. Bisher gebe es keine Entscheidung, sagte ein Stadtsprecher: "Die Ermittlungen laufen ja noch."

In diesem Wohnhaus in Hannover ereignete sich der tödliche Hundeangriff
In diesem Wohnhaus in Hannover ereignete sich der tödliche Hundeangriff © APA/dpa/Peter Steffen

Keine einheitliche Regelung

Nach Angaben des Tierheims handelt es sich um einen Staffordshire-Terrier-Mischling. Sowohl Staffordshire Bullterrier als auch American Staffordshire Terrier werden von zahlreichen Behörden als Kampfhunde eingestuft, landesweit einheitliche Regelungen gibt es dazu aber nicht.

Die 25 Jahre alte Tochter der getöteten Frau hatte die Beamten alarmiert, weil sie ihre Mutter und ihren Bruder nicht erreichen konnte. Beim Blick durch ein Fenster entdeckte sie dann einen leblosen Körper in der Wohnung der beiden. "Aktuell steht noch nicht fest, wie es zu dem Unglück kommen konnte", hieß es von den Ermittlern.

Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an. "Zurzeit sieht es so aus, als sei diese Tragödie durch Hundebisse zustande gekommen", sagte auch Staatsanwalt Thomas Klinge. Details wie zum Beispiel die Anzahl der Bisse wollte ein Polizeisprecher zunächst nicht nennen.

Druck und Gewalt

Dass Hunde Menschen totbeißen, kommt nach Experteneinschätzung sehr selten vor. In den meisten Fällen zeigten Hunde aggressives Verhalten, wenn sie mit sehr viel Druck und Gewalt erzogen worden seien, sagte Dunia Thiesen-Moussa, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover für Wesenstests bei Hunden zuständig ist. Diese Tests werden von den Veterinärämtern angeordnet, wenn ein Hund einen Menschen verletzt hat und deshalb Anzeige erstattet wurde.

Im Jahr 2000 hatte der tödliche Angriff zweier Kampfhunde auf einen sechs Jahre alten Hamburger Buben den Anstoß für eine breite Debatte in Deutschland über den Umgang mit gefährlichen Hunden gegeben. Viele Bundesländer verschärften seitdem ihre Regeln.