Der Polizist, der sich bei dem Anschlag auf einen Supermarkt in Südfrankreich gegen eine Geisel austauschen ließ, ist tot. Der Gendarm Arnaud Beltrame erlag seinen Verletzungen, wie Innenminister Gerard Collomb am Samstag mitteilte.

Doch wie die britische „Sun“ berichtet, soll der 45-Jährige an seinem Sterbebett noch seine Verlobte Marielle geheiratet haben. Laut dem Bericht hatte das Paar eine Zeremonie im Juni geplant gehabt, nachdem sie sich 2016 kennenlernten. Kurze Zeit nach der Trauung soll er seinen schweren Verletzungen erlegen sein.

Standesamtlich war das Paar bereits verheiratet, die kirchliche Trauung hätte im Juni stattfinden sollen. Laut dem zuständigen Priester hatte sich das Paar bereits 30 Stunden lang auf seinen großen Tag vorbereitet.

Trauergottesdienst für Opfer des Anschlags

In der südfranzösischen Kleinstadt Trèbes ist mit einem Trauergottesdienst der vier Opfer des islamistischen Anschlags vom Freitag gedacht worden. An der Zeremonie in der Saint-Étienne-Kirche nahmen am Sonntag auch Vertreter der muslimischen Gemeinschaft teil. Mit Lautsprechern wurde der Gottesdienst auf den von Polizisten gesicherten Platz vor der Kirche übertragen.

Der Bischof von Carcassonne und Narbonne, Alain Planet, sagte vor dem Gottesdienst, die Menschen aus Trèbes und in ganz Frankreich seien von dem Anschlag betroffen. Ein Gottesdienstbesucher mit Olivenzweigen in der Hand sagte, er sei "sehr traurig": "Ganz Frankreich ist unglücklich." Vor dem Rathaus von Trèbes legten Trauernde weiße Rosen nieder.

Ein 25-jähriger Islamist hatte am Freitag bei mehreren Angriffen und einer Geiselnahme vier Menschen getötet. Der Anhänger der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wurde schließlich von der Polizei erschossen.

Macron will nach Terroranschlag getöteten Polizeioffizier ehren

Macron erklärte am Samstag, der 45-Jährige habe sein Leben geopfert, um die Bürger des Landes zu schützen: "Indem er sein Leben gegeben hat, um die mörderische Eskapade eines jihadistischen Terroristen zu stoppen, ist er als Held gefallen."

Der mutmaßliche Terrorist, der 25-jährige Radouane L., schoss bei der Supermarkt-Attacke unter bisher noch nicht ganz geklärten Umständen auf den Beamten. Bei den Angriffen in der Region von Carcassonne waren am Freitag der Attentäter sowie vier weitere Menschen ums Leben gekommen, 15 wurden verletzt.

Nationale Gedenkfeiern mit einer Rede des Präsidenten sind in Frankreich herausragenden Persönlichkeiten vorbehalten. So wurden im vergangenen Jahr die Politikerin und Holocaust-Überlebende Simone Veil oder der Schriftsteller Jean d'Ormesson in Paris geehrt.

Hunderte Ermittler suchen laut Élysée-Palast nach möglichen Verbindungen des Angreifers zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe hatte die Taten anschließend für sich reklamiert. Die Antiterror-Ermittler wollen auch aufklären, ob der in Marokko geborene Täter Mitwisser oder Unterstützer hatte. Untersucht wird auch, wie er sich radikalisierte.

Der Angreifer bezeichnete sich selbst als "Soldat" des IS. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fanden Ermittler erste Hinweise auf den IS. Dabei handelt es sich um digitale Datenträger und handschriftliche Aussagen mit Anspielungen auf die Terrormiliz, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Justizkreisen erfuhr. Der Text erinnere an ein Testament.

Radouane L. war den Behörden seit Jahren wegen möglicher Radikalisierung bekannt. 2016 und 2017 wurde er deshalb sogar überprüft, Details dazu blieben offen.

Ermittler fanden in dem Supermarkt drei selbst gemachte Sprengsätze. Wie aus Justizkreisen verlautete, wurden am Tatort auch eine Pistole des Kalibers 7,65 und ein Jagdmesser entdeckt. Eine Frau aus dem Umfeld des Täters sowie ein minderjähriger Freund von Radouane L. kamen in Polizeigewahrsam.

Die Gendarmerie erläuterte auf Anfrage, der Polizist habe sich bei Verhandlungen mit dem Täter gegen eine Geisel eintauschen lassen. Unklar sei noch, ob die anderen Geiseln zum gleichen Zeitpunkt gehen konnten oder möglicherweise schon kurz vorher - jedenfalls war der Polizist am Ende alleine mit dem Täter im Supermarkt.

Der Beamte hatte sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen. So konnten die Einsatzkräfte hören, was sich im Supermarkt abspielte.

Vor der Supermarkt-Attacke hatte der Angreifer in Carcassonne bereits einen Menschen getötet und einen weiteren schwer verletzt. Anschließend schoss er auf Bereitschaftspolizisten, die gerade vom Joggen in ihre Kaserne zurückkamen, und verletzte einen von ihnen an der Schulter. Danach fuhr er nach Trèbes und betrat das Super-U-Geschäft.

Frankreich wurde in den vergangenen Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen schwer erschüttert. Über 240 Menschen wurden dabei aus dem Leben gerissen.