Bei einem Country-Konzert an der berühmten Casino-Meile in der US-Metropole Las Vegas sind in der Nacht auf Montag Hunderte Schüsse gefallen. Zahlreiche Menschen sind blutüberströmt am Boden gelegen, schilderte ein junger Mann dem Sender CNN.

Der IS hat die Gewalttat in Las Vegas über ihr Sprachrohr "Amak" für sich reklamiert. Der Schütze sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert und ein "Soldat" des Islamischen Staates gewesen, berichtete "Amak".

Nachdem zuerst von zwei Toten die Rede gewesen war, korrigierten die Behörden die Zahl der Opfer später nach oben, zunächst auf 20. Nun ist die Rede von 58 Toten und 406 Verletzten. Der Schütze hatte die Schüsse aus einem Hotelzimmer im 32. Stockwerk abgegeben. Bei dem Schützen handelt es sich um den 64-jährigen Stephen Paddock. Der Behörde zufolge fanden Spezialkräfte den Schützen tot in dem Hotelzimmer, nachdem sie die Tür aufgebrochen hatten. Wie Bezirkssheriff Joseph Lombardo sagte, wurden in dem Hotelzimmer, von dem aus der Schütze auf Konzertbesucher feuerte, mehrere Waffen gefunden. Die Polizei fahndete auch nach einer Frau, die mit dem Mann im Mandalay Hotel abgestiegen war. Auch sie soll mittlerweile "lokalisiert" worden sein.

Lombardo hatte ihren Namen mit Marilou Danley angegeben. Die Bevölkerung war aufgerufen worden, Hinweise auf zwei Autos zu geben - auf einen Hyundai und einen Chrysler Pacifica Touring, beide mit Kennzeichen aus Nevada. Das FBI ersuchten um Weitergabe allfälliger Handy-Videos und Fotos im Zusammenhang mit dem Massenmord. 

Der Todesschütze von Las Vegas konnte einem Experten der US-Bundespolizei FBI zufolge so viele Menschen töten, weil er aus einer erhöhten Position heraus schoss. Da rund 30.000 Menschen auf engem Raum zusammengestanden hätten, "musste er nur auf die Mitte zielen und den Abzug drücken", sagte James Gagliano, FBI-Agent im Ruhestand, dem Sender CNN.

Zudem habe die Position des Schützen Verwirrung und Panik in der Menschenmenge verursacht. Wenn ein Schütze aus einer erhöhten Position schieße, "weiß niemand, wo die Schüsse herkommen", sagte Gagliano. "Menschen sind nicht darauf trainiert, nach oben zu schauen."

Als Waffe habe der Täter vermutlich ein Maschinengewehr oder eine andere militärische Waffe benutzt, sagte der FBI-Fachmann weiter. Darauf deuteten die Schussgeräusche hin, die auf Videos vom Tatort zu hören gewesen seien.

Casino-Meile und Flughafen meiden

Via Twitter hatte die Polizei die Menschen dazu aufgerufen, die Gegend nahe der bekannten Casino-Meile und dem Flughafen zu meiden. Außerdem appellierte die Behörde, keine Livestreams von dem laufenden Einsatz ins Internet zu stellen. Dies könnte die Einsatzkräfte in Gefahr bringen.

"Wir krochen über Tote"

Augenzeugen berichteten von mehreren Toten. "Wir krochen über Tote", sagte die Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson der Nachrichtenagentur dpa. Sie habe vielfache Schüsse gehört, vermutlich aus einem automatischen Gewehr. Nachdem sie die Schüsse gehört hätten, seien sie zunächst in Deckung gegangen und dann geflüchtet.

Andere Zeugen erzählten CNN, sie hätten zuerst an ein Feuerwerk gedacht. "Dann realisierten wir, dass es sich Schüsse aus ein Maschinengewehr handeln müsste." "In der ganzen Innenstadt war Sirenengeheul zu hören, SWAT-Einsatzkommandos waren ebenso unterwegs", berichtete ein APA-Journalist aus Las Vegas.

Von länger andauerndem Gewehrfeuer in Las Vegas hat eine Schweizer Touristin erzählt. "Wir hörten Schüsse von Maschinengewehren, als wir in unserem Hotelzimmer waren - das dauerte sicher 20 Minuten lang", sagte die Frau dem Portal "20 Minuten".

"Die Polizei wies uns an, im Zimmer zu bleiben, die Schuhe auszuziehen und die Türen abzuschließen", sagte sie. Über dem Hotel kreisten Hubschrauber, auf den Gängen standen Polizisten. Die Gäste hätten sich für eine mögliche Evakuierung bereithalten müssen, bis dahin "mussten wir still im Hotelzimmer im Dunkeln auf dem Boden sitzen."

Trump kondolierte

Stunden nach dem Blutbad hat US-Präsident Donald Trump per Twitter den Opfern und Hinterbliebenen sein Mitgefühl ausgesprochen und kondoliert. Trump schrieb von einer "schrecklichen Schießerei". Der Präsident endete seinen Tweet mit "Gott schützte Euch".

Papst spricht von "sinnloser Tragödie"

Papst Franziskus hat das Blutbad in Las Vegas als "sinnlose Tragödie" bezeichnet. Und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat das Geschehen als einen "unmenschlichen Akt der Barbarei" verurteilt. "Trauere um die Opfer, mein Mitgefühl ist b.d. Angehörigen und Verletzten", so das Staatsoberhaupt per Twitter.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) twitterte ebenfalls: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, den Verletzten & Einsatzkräften vor Ort." Entsetzt war auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), der in Gedanken bei den Familien und Freunden der Opfer war.

Österreicher bekamen Vorfall am Rande mit

Die Schießerei haben zwei Österreicher am Rande mitbekommen. "In der ganzen Innenstadt war Sirenengeheul zu hören, SWAT-Einsatzkommandos waren ebenso unterwegs", berichtete ein APA-Journalist aus Las Vegas.

"Da geht irgendetwas komplett Verrücktes vor", sagte eine Taxilenkerin über Funk zu einem Kollegen, in dessen Wagen die beiden Österreicher vom Flughafen der größten Stadt im Bundesstaat Nevada am Weg zu ihrem Hotel in die Innenstadt waren - ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als die Schüsse in der Innenstadt fielen.

Das Route 91 Harvest Festival, bei dem über das Wochenende zahlreiche Country Acts auftraten, fand zum ersten Mal statt, berichtete der "Rolling Stone". Abgehalten wurde das Festival auf am südlichen Ende des Vegas Strip auf einem ehemaligen Parkplatz. 30.000 Besucher fasst das Gelände.

Countrysänger Aldean: "mehr als schrecklich"

Die tödlichen Schüsse während eines Auftritts von Countrysänger Jason Aldean gefallen. Er und seine Band flüchteten von der Bühne und blieben unversehrt, wie Aldean selbst wenige Stunden nach dem Blutbad mitteilte.

"Heute Nacht war mehr als schrecklich", schrieb der Künstler. "Mir fehlen immer noch die Worte, aber ich wollte euch wissen lassen, dass ich und meine Crew in Sicherheit sind. Meine Gedanken und Gebete gelten allen, die heute betroffen wurden." Es schmerze ihn zutiefst, fuhr der Sänger fort, dass dies Menschen zugestoßen sei, "die gekommen sind, um Freude zu haben". Es hätte, so Aldean, "eine Nacht mit Spaß sein sollen".

Aldeans Auftritt war der Höhepunkt des dreitägigen Country-Music-Festivals.