"Das Land ist so betrogen worden", sagte der kolumbianische Popstar Juanes ("La Camisa Negra") am Rande der ersten Station seiner Lateinamerika-Tour der Deutschen Presse-Agentur in Nicaragua.
"Ich spüre eine große Machtlosigkeit." Seit rund 120 Tagen kämpft ein Bündnis aus 20 Oppositionsparteien für Neuwahlen und ein Ende der zunehmend autoritäreren Präsidentschaft des Sozialisten Nicolas Maduro. Viele Menschen sind geflüchtet, in Kolumbien sollen sich bis zu 140.000 Venezolaner illegal aufhalten, die Regierung bietet Geflüchteten nun einen bis zu zweijährigen Aufenthaltsstatus an.
Am Sonntag werden die 545 Mitglieder einer Verfassungsgebenden Versammlung gewählt, die Opposition boykottiert die Wahl, da der Wahlmodus Anhänger der Sozialisten bevorzugt und weil sie einen Umbau zur Diktatur befürchtet. Bei Protesten starben über 110 Menschen.
Der in Medellin geborene Juanes (44) ist mit Start in Nicaraguas Hauptstadt Managua mit seinem siebten Album "Mis planes son amarte" auf Tour - es ist ein audiovisuelles Album, jeder Song hat ein dazugehörendes Musikvideo. Er gilt als einer der erfolgreichsten Künstler Lateinamerikas und gewann zwei Grammys und 19 Latin Grammys.
Positiv äußerte er sich zum Friedensprozess in seiner Heimat, wo die FARC-Guerilla nach über 50 Jahren den bewaffneten Kampf aufgibt. Er habe im vergangenen Jahr beim Referendum für den ausgehandelten Friedensvertrag gestimmt, seine fünf Brüder aber mit Nein. "Sie waren nicht gegen den Frieden, aber mit bestimmten Abmachungen nicht einverstanden." Umstritten war besonders eine Sonderjustiz mit milden Strafen für Verbrechen der Guerilla. "Kolumbien steht auf der richtigen Seite der Geschichte", betonte Juanes im dpa-Interview.