Das tatsächliche Ausmaß der Verbrechen des Menschenhandels findet man in keiner Statistik. Die meisten Fälle landen niemals vor Gericht, die Dunkelziffer ist enorm hoch. Das teilte die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" am Freitag in einer Aussendung zum Internationalen Tag gegen den Menschenhandel mit. Zum größten Teil sind die Opfer von Menschenhandel Frauen und Mädchen.

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In 71 Prozent der im Jahr 2016 dokumentierten Fälle handelte es sich nach Zahlen des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) um weibliche Betroffene. Meist werden die Frauen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gehandelt und oft in sklavenähnlichen Zuständen zur Prostitution gezwungen. "Für die betroffenen Frauen ist es sehr schwierig, aus den Fängen der Menschenhändler zu entkommen", sagte Aleksandra Kolodziejczyk, Projektreferentin von "Brot für die Welt". Kann sich eine Frau befreien, werde sie häufig von der Gesellschaft stigmatisiert.

Gut bezahlte Arbeit versprochen

Meist wird Frauen und Mädchen, die in Armut leben bzw. ihre Familien helfen wollen, von den Kriminellen eine gut bezahlte Arbeit in einer größeren Stadt versprochen. Doch die Realität sieht ganz anders aus: Die Frauen werden häufig zur Prostitution gezwungen und wie Sklavinnen behandelt. Eine Flucht ist kaum möglich, zumal die Betroffenen durch Drohungen und Gewalt eingeschüchtert und nicht selten mit Drogen ruhiggestellt werden.

"Brot für die Welt" unterstützt Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, wieder ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Wichtig dabei sind u. a. psychologische Betreuung, eine qualifizierte Schul- bzw. Berufsausbildung und schließlich ein Arbeitsplatz, der ein geregeltes Einkommen einbringt. Den Frauen wird so ermöglicht, ihr Leben selbst zu gestalten. Unter anderem ist die Organisation mit einem derartigen Projekt in Kambodscha tätig.

"Betroffene brauchen ein sicheres und ermächtigendes Umfeld, um wieder Selbstvertrauen aufzubauen. Natürlich gehört dazu auch die Anerkennung der Straftat durch die Justizbehörden und die Verurteilung der Täter", betonte Kolodziejczyk. Ebenso sei eine Stärkung des Bewusstseins in der Öffentlichkeit und innerhalb der Polizei nötig, damit die Verbrechen aufgezeigt werden und Betroffene die notwendige Unterstützung erhalten.

Häufigste Form auch in Österreich

Auch in Österreich ist die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen die häufigste Form des Menschenhandels. In Österreich kommen neun von zehn Prostituierten aus dem Ausland, schrieb die Initiative "Solidarität mit Frauen in Not" (SOLWODI) anlässlich des Internationalen Tages gegen Menschenhandel. Im vergangenen Jahr nahmen 38 Frauen Kontakt mit SOLWODI auf. Die meisten stammten aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Nigeria. Mehr als die Hälfte war schwanger oder hatte bereits kleine Kinder. Viele der Prostituierten seien verschuldet, haben keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung, weshalb sie kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz haben, hieß es weiter. SOLWODI begleitet die Frauen zu Behörden und Arztterminen, bietet Sprachkurse an und regelt den Aufenthalt in Österreich.