Im tierreichen Ngorongoro-Krater in Tansania haben Tierschützer erstmals beobachtet, wie eine Löwin ein Leoparden-Baby säugt. Diese artübergreifende Fürsorge für zurückgelassene Tierbabys ist unter Raubkatzen bisher nicht überliefert, wie die auf Großkatzen spezialisierte Tierschutz-Organisation Panthera am Freitag in New York berichtete. Schon Adoptionen innerhalb einer Art seien bei Großkatzen höchst selten.
"Dies ist ein wahrlich einmaliger Fall", sagte der Chef der Organisation, Luke Hunter. "Mir ist kein weiteres solches Beispiel unter Großkatzen in der Wildnis bekannt." Die Löwin ist Teil eines Artenschutzprogramms und wird derzeit über einen GPS-Sender überwacht. Die Löwen-Population in der bei Safari-Touristen beliebten Ngorongoro-Region ist instabil - unter anderem wegen Seuchen. Zudem machen Einheimische Jagd auf die Tiere, weil die eine Gefahr für ihr Vieh darstellen.
Experte Hunter führte die Fürsorge der Löwin für das Leoparden-Junge darauf zurück, dass sie selbst gerade einen Wurf zur Welt gebracht habe und die Hormone sie zur Aufzucht des Babys angespornt hätten. Was aus den Löwen-Jungen geworden ist, wissen die Tierschützer derzeit nicht. Sie gehen jedoch von einer Sondersituation aus, die zur Fürsorge für den kleinen Leoparden beigetragen haben könnte. Normalerweise würde ein zurückgelassenes Junges in der Wildnis als potenzieller Konkurrent um Nahrung getötet.
Für die Überlebenschancen des jungen Leoparden sah Hunter jedoch eher schwarz. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Rudel der Löwin den Leoparden akzeptiert", sagte er. "Wenn der Rest des Rudels das Junge identifiziert, wird es vermutlich getötet." Sollte es überleben, ist unklar, welche Verhaltensweisen das Tier an den Tag legen würde. Leoparden werden mit zwölf bis 18 Monaten unabhängig und leben dann als Einzelgänger. Löwen leben in Rudeln mit einem ausgefeilten Sozialsystem.