Schier endlos anmutende Militärparaden auf der prächtigsten Straße von Paris. Feuerwerke, die den Eiffelturm umgarnen und das ohnehin prächtige Wahrzeichen zu selten in dieser Weise erlebtem Glanz verhelfen. Menschen, versammelt, um zu feiern. Und um sich zu erinnern. An den 14. Juli 1789. An jene mutigen Bastillestürmer, die dem heute demokratischen Einheitsstaat den verheerenden Absolutismus abschworen.
Um die Geschehnisse annähernd zu verstehen, bedarf es geschichtlichen Vorwissens: Frankreich im 18. Jahrhundert. Die Unterschiede zu weiter fortgeschrittenen Nationen (wie damals beispielsweise Großbritannien) könnten nicht größer sein. Während jenseits des Ärmelkanals bereits essentielle demokratische Werte wie Pressefreiheit und die regelmäßige Tagung eines Parlaments hochgehalten wurden, beschränkte sich in Frankreich die Ausübung sämtlicher Macht auf den Hof von Versailles.
Die Bürger bildeten als dritter Stand zwar die Basis des Staats, politisch waren sie allerdings einflusslos. Viele, vor allem wirtschaftlich erfolgreiche Bürger, die auch regelmäßig horrende Steuerabgaben leisten mussten, liebäugelten mit der englischen Idee: Dort waren alle Stände über das Parlament integriert.
Folgenschwerer Umbruch
Der Umbruch wurde - wie so oft - durch einen Notstand ausgelöst: Die teure Hoferhaltung in Versailles und zahlreiche andere Faktoren hatten das Land über Jahre in finanzielle Mitleidenschaft gezogen. Als sich 1788 der Staatsbankrott ankündigte, sah der damals amtierende König Ludwig XVI. keinen anderen Ausweg, als parlamentsähnliche Generalstände einzuberufen.
Bei diesen Generalständen waren der Adel, der Klerus und die Bürger zu je einem Drittel beteiligt. Der dritte - bis dahin einflusslose - Stand forderte (nach englischem Beispiel, schmackhaft gemacht durch französische Philosophiegrößen wie Rousseau und Voltaire) Pressefreiheit oder die regelmäßige Versammlung der Generalstände. Als sie schließlich auch noch eine Verfassung, also die schriftliche Niederlegung der Grundgesetze, einforderten, sah der König seinen absolutistischen Machtanspruch in Gefahr und ließ einige Bürger einsperren.
Hilfe aus der Bevölkerung
Die Bevölkerung bekam die Umstände zu Ohren und beteiligte sich zahlreich am bekannten "Sturm auf die Bastille", dem Staatsgefängnis, in dem politische Gefangene inhaftiert waren. Der Tag (14. Juli 1789) gilt als Auslöser der Revolution. Noch im selben Jahr wurde die Menschenrechtserklärung festgelegt, kurze Zeit später die Verfassung unterzeichnet. Der König war entmachtet - später wurde er grausam hingerichtet.
Heute gedenkt man der damaligen Ereignisse zwar mit großem Enthusiasmus, was daraufhin folgte, war allerdings nicht gerade fortschrittlich. Wie oft in der Geschichte zu beobachten ist, konnte die Gesellschaft mit den neu erlangten Rechten und Pflichten nicht umgehen. Es folgte eine nicht minder grausame Schreckensherrschaft, bei der es der politische Club der Jakobiner schaffte, die Macht an sich zu reißen. Doch auch diese Phase, in Frankreich als "La Terreur" bekannt, konnte überwunden werden.
Gabriel Prödl