Der spektakuläre Diebstahl einer hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum ist vermutlich aufgeklärt: Bei einer Razzia nahm die Polizei am Mittwoch vier Heranwachsende fest, dazu gibt es weitere neun Tatverdächtige, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Alle Verdächtigen entstammen einem arabischen Familienclan.
Von der kanadischen "Big Maple Leaf" gibt es dagegen keine Spur - sie dürfte wohl in Stückchen zerteilt und verkauft worden sein. Der beim Berliner Landeskriminalamt für den Fall zuständige Carsten Pfohl sagte: "Meine Hoffnung, dass wir die Münze auch nur in Teilen finden, ist leider relativ gering." Die überdimensionale Goldmünze gehörte zur Sammlung des Münzkabinetts und hat einen Nennwert von einer Million in kanadischen Dollar (rund 675.000 Euro). Der Materialwert des Golds soll laut den Ermittlern bei 3,75 Millionen Euro liegen.
Die Polizei schlug bei ihrer Razzia zeitgleich in 14 Objekten zu, ein großer Teil davon befand sich im Stadtteil Neukölln. Dort wurde auch in der Sonnenallee das Geschäft eines Juweliers durchsucht, dieser soll als Hehler am Weiterverkauf des Golds beteiligt gewesen sein.
Den Angaben zufolge entdeckten die Polizisten bei der Razzia vier scharfe Schusswaffen mit Munition, außerdem seien ein niedriger sechsstelliger Bargeldbetrag und fünf Autos beschlagnahmt worden.
Großer Familienclan
Wie Staatsanwältin Martina Lamb sagte, zählen die Tatverdächtigen zu einem großen arabischen Familienclan. Dessen Mitglieder seien wegen einer Reihe Straftaten, darunter schwerer Bandendiebstahl und auch Gewaltdelikte, polizeibekannt. Während die vier Festgenommenen mit einem Alter von 18 bis 20 Jahren juristisch noch als Heranwachsende gelten, seien die anderen Verdächtigen zum Teil deutlich älter.
Ein über ein Subunternehmen seit März im Bode-Museum arbeitender, mit den Tatverdächtigen persönlich bekannter Mann soll diesen den Hinweis auf die Goldmünze gegeben haben. Wie Lamb sagte, unternahmen die mutmaßlichen Diebe in den zehn Tagen vor dem Diebstahl bereits zwei Versuche, die Münze zu stehlen.
Videomaterial zeige, dass sie am 17. und 21. März über den S-Bahnhof in das Bode-Museum eingestiegen seien. Am Tattag, dem 27. März, seien sie dann wiederum über die S-Bahntrasse eingestiegen. Dabei könnten sie von einem Wachmann Hilfe bekommen haben. Gegen diesen bestehe ein Tatverdacht, der aber noch erhärtet werden müsse. "Das Eindringen verlief in allen Fällen unproblematisch", sagte LKA-Ermittler Pfohl. Als Hilfsmittel nutzten die Diebe eine Leiter, eine Schubkarre und ein Seil.
Zerlegt und verkauft
Wie Pfohl weiter sagte, kann die Münze, selbst wenn sie noch vollständig wäre, nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand sein. Die Diebe hätten sie auf ihrer Flucht zweimal aus großer Höhe herunterfallen lassen, bevor sie sie in einem Auto abtransportiert hätten. Es sei wahrscheinlich, dass die Diebe die Münze "in sehr kleine Bruchstücke" zerlegt und dann verkauft hätten, sagte Pfohl.
Da die Tatverdächtigen polizeibekannt seien und auch schon häufig Besuch von der Polizei gehabt hätten, seien sie nicht so dumm, Beweismittel in ihren Wohnungen zu horten. Aus den Durchsuchungen in den 14 Objekten hätten sich aber Anhaltspunkte für weitere Maßnahmen und Durchsuchungen ergeben - diese liefen am Mittwochnachmittag noch.