Die Meldung von zwei durch die Afrikanische Schweinepest verendeten Wildschweinen in Tschechien am Dienstag kam auch für die österreichischen Behörden überraschend. Jetzt fordern sie - ohne dass bisher ein Verdachtsfall in Österreich aufgetreten ist - höchste Wachsamkeit speziell bei Landwirten und Jägern, hieß es am Donnerstag bei einem Hintergrundgespräch im Gesundheitsministerium in Wien.
"Das Interessante ist der weite Sprung (der Erkrankung; Anm.). Es hat sicher der Mensch eine Rolle gespielt", sagte Ulrich Herzog, Leiter der Veterinärwesen-Behörde im Gesundheitsministerium. Weggeworfene Wurstwaren etc. entlang von Schnellstraßen, Autobahnen und Langstrecken-Verkehrswegen könnten das für Haus- und Wildschweine oft tödliche ASP-Virus mit einem Schlag weiterverbreiten. Das Auffinden von zwei Wildschweinen, die um den 21. oder 22. Juni in Zlin in Tschechien verendet waren, sei jedenfalls überraschend gewesen. Bisher hätte sich die reine Schweine-Virusinfektion - Menschen werden nicht infiziert - in Europa nur langsam verbreitet. "Bis jetzt war sie viele Kilometer entfernt. Jetzt ist sie vor unserer Haustür", sagte Herzog.
1957 in Spanien "gelandet"
Die aus Afrika stammende Schweinepest war 1957 schon in Spanien "gelandet", konnte dort erst nach 30 Jahren besiegt werden. 2007 kam sie nach Georgien und verbreitete sich nach Norden. Über die Ukraine und Weißrussland gelangte die Afrikanische Schweinepest 2014 bis nach Polen und Lettland. Friedrich Schmoll, Geschäftsfeldleiter für den Bereich Tiergesundheit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), sagte: "Es ist eine reine Schweinekrankheit. Das Virus ist sehr widerstandsfähig. Wildschweine werden von Hausschweinen angesteckt, Hausschweine von Wildschweinen." Am meisten problematisch für die Verbreitung sei eine chronische Verlaufsform der Infektion, bei der die Tiere über lange Zeit infektiös bleiben.
Das gleiche gilt für Fleisch- und Wurstprodukte. In Parmaschinken hält sich das Virus bis zu rund 400 Tage, in entbeintem Fleisch bei vier Grad Celsius rund 150 Tage. In Schweinekot sind es 60 bis 100 Tage, betonte Schmoll. In Sachen Einbringung des Virus von Wildschweinpopulationen in die Schweinezucht wäre jetzt auch in Österreich höchste Aufmerksamkeit gefordert. "Im Zentrum stehen die Jägerschaft und Treiber sowie Landwirte, die auch auf die Jagd gehen", sagte der Experte. Züchten sie im eigenen Betrieb auch noch Hausschweine, begünstigt das eine Übertragung. Das Virus kann auch über Jagdutensilien, Kleidung, Schuhwerk, Nahrungsmittelreste, Jagdtrophäen etc. weiterverbreitet werden.
"Besonders gefährlich"
"Das ist eine sehr gefährliche Tierseuche", sagte Schmoll. "Für uns ist besonders wichtig, dass jedes tote Wildschwein, das gefunden wird, zur Untersuchung kommt". Das massenweise Abschießen der Wildschweine fördert eher die Verbreitung, weil die Tiere dann verstärkt weiterwandern.
Wie desaströs die Afrikanische Schweinepest für die Schweinemast in der Landwirtschaft sein kann, hat sich in den vergangenen Jahren im Baltikum gezeigt. 2015 gab es in Estland noch 586 Betriebe, die 330.000 Schweine hielten. Im Jahr darauf waren es nur noch 215 Betriebe mit knapp 290.000 Tieren.