Züricher Forscher haben 3D-gedruckte Handprothesen für Kinder entwickelt, die nach einem Baukastensystem funktionieren: Für Alltag und Sport gibt es verschiedene Aufsätze. Sie sind außerdem leicht, robust und lassen sich einfach austauschen, wenn etwas kaputtgeht.
High-Tech-Handprothesen sind nicht wirklich kindgerecht, ist Wilfried Elspass von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) überzeugt. "Sie sind zu teuer, zu kompliziert, zu schwer, störungsanfällig und sehen nicht unbedingt so aus, wie Kinder sich das wünschen", sagte er. Zudem entwachsen Kinder der Prothese relativ schnell.
Viel günstiger
Deshalb hat der ZHAW-Forscher mit Studierenden relativ simple, aber dafür leichte und robuste Handprothesen für Kinder entwickelt, die aus dem 3D-Drucker stammen. "Beim Preis liegen wir dabei bei einem Bruchteil dessen, was eine High-Tech-Prothese kostet", so Elspass.
Weil eine einzige Handprothese kaum alle Anforderungen im alltäglichen Leben eines Kindes erfüllen kann, verlegte sich das ZHAW-Team auf ein Baukastensystem: Auf einen Prothesenschaft lassen sich verschiedene Aufsätze stecken, wie die ZHAW am Dienstag mitteilte. Neben einer Alltagsprothese gebe es spezielle Module beispielsweise fürs Velofahren, Tennisspielen, Skifahren und Langlaufen.
Für Alltag oder Sport
In die Alltagsprothese und die fürs Tennisspielen haben die Forschenden eine einfache Sensorik integriert, die anderen Module funktionieren rein mechanisch. "Die Herstellung mittels 3D-Druck ist nicht nur besonders kostengünstig, sondern birgt auch den großen Vorteil, individuell auf den Benutzer zugeschnittene Prothesen fertigen zu können", sagte Fabian Schollenberger laut Aussendung, der die Prothesen im Rahmen seiner Masterarbeit weiterentwickelt hat.
Ein weiterer Vorteil: Mit der Prothese müssen Kinder nicht vorsichtig umgehen. Wenn etwas kaputt geht, lässt sich das jeweilige Modul relativ einfach und schnell ersetzen.
Die Prototypen haben sich in ersten Tests bereits bewährt: Eine Probandin konnte die Prothese ohne große Anleitung benutzen. "Jetzt müssen wir die Funktionalität und vor allem die Sicherheit in größerem Rahmen testen und die Prothesen zertifizieren lassen", sagte der ZHAW-Forscher Elspass. Sein Team arbeitete mit der Stiftung Appsocial zusammen, mit der der Zürcher Arzt Andreas Trojan die Entwicklung günstiger und kindgerechter Prothesen vorantreiben will.