Die Leiche des aus Nordkorea zurückgekehrten und wenig später in seiner Heimat gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier wird nicht obduziert. Ein entsprechender Wunsch der Eltern werde respektiert, teilte die Gerichtsmedizin am Dienstag (Ortszeit) im US-Staat Ohio mit. Eine genaue Todesursache könne derzeit nicht festgestellt werden.

Es seien äußerliche Untersuchungen durchgeführt worden, weitere Untersuchungen sowie die Sichtung von Unterlagen und Gespräche mit behandelnden Ärzten müssten folgen. Damit bleibt unklar, was Warmbier in Nordkorea zugestoßen ist, nachdem er nach seinem Silvester-Trip 2015/2016 auf dem Flughafen von Pjöngjang festgenommen und zwei Monate später zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden war. Er soll versucht haben, ein Propaganda-Banner zu stehlen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in der vergangenen Woche stellten Mediziner in Ohio fest, dass der 22-Jährige schwere Hirnschäden davongetragen hat.

Sauerstoffverlust im Gehirn

Die Version der Nordkoreaner, er sei an der Lebensmittelvergiftung Botulismus erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, konnten Mediziner bei Untersuchungen in den USA nicht bestätigen. Wahrscheinlicher ist ein Sauerstoffverlust im Gehirn. Dieser kann etwa durch einen Herzstillstand hervorgerufen werden. Warmbier starb am Montag im Kreise seiner Familie. Sie erhob schwere Vorwürfe gegen Nordkorea und sprach von einer "qualvollen Misshandlung". Zum Zeitpunkt seiner Rückkehr lag Warmbier im Koma.

Unterdessen denken US-Politiker über mögliche Konsequenzen des Falls nach. Im Außenministerium wird der Gedanke geprüft, ob man US-Bürgern Reisen nach Nordkorea grundsätzlich verbieten sollte. Derzeit sind diese über China möglich, jedoch unter strenger Kontrolle des stalinistischen Landes. US-Präsident Donald Trump gab bisher noch keinen Hinweis, für welche Konsequenzen sich die USA entscheiden. Am Dienstagabend (Ortszeit) verurteilte er auf Twitter erneut die "Brutalität" des nordkoreanischen Regimes.

Druck auf China erhöht

An China gerichtet schrieb er über Twitter, dass er deren bisherige diplomatische Bemühungen im Streit mit Nordkorea über dessen Atomwaffenprogramm schätzt, sie jedoch für gescheitert hält. Er begrüße zwar die Bemühungen Chinas für eine diplomatische Lösung, es habe aber nicht funktioniert.

Es war zunächst unklar, ob Trumps Äußerungen einen Kurswechsel bedeuten. Er verschärfte aber damit den Ton nach dem Tod eines erst kürzlich von Nordkorea freigelassenen US-Studenten weiter. Zudem erhöhte er den Druck auf China, Nordkorea doch noch zur Aufgabe seines Atom- und Raketenprogramms zu veranlassen. Die USA dürften nun China zur Kooperation für eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea drängen.

China wies die Vorwürfe Trumps zurück, im Konflikt mit Nordkorea nicht ausreichend auf Pjöngjang einzuwirken. Die Volksrepublik unternehme vielmehr "unermüdlich Anstrengungen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Mittwoch in Peking. Peking war lange Jahre enger Verbündeter Nordkoreas, ist zuletzt aber auf Distanz gegangen.