Der Attentäter vom Brüsseler Zentralbahnhof hat nach Erkenntnissen der Ermittler offenbar mit der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) sympathisiert. Die belgische Staatsanwaltschaft erklärte am Mittwoch zudem, er habe die Kofferbombe vermutlich in seiner Wohnung im Stadtteil Molenbeek gebaut.
Der 36-jährige Marokkaner hatte die Bombe am Dienstag zur Explosion gebracht und wurde dann von einem Soldaten erschossen. Andere Menschen kamen nicht zu Schaden.
Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gebe "Hinweise" darauf, dass der Täter IS-Anhänger gewesen sei. Aus ermittlungstaktischen Gründen würden vorerst aber keine Details bekanntgegeben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien zudem chemische Stoffe und weiteres Material sichergestellt worden, mit denen ein Sprengsatz hergestellt werden kann.
Innenminister Jan Jambon sagte, der Anschlag hätte noch weitaus schlimmer sein können. Nur mit Glück habe es keine große Explosion gegeben. Die Bombe war nach Angaben der Ermittler mit Nägeln und Gasflaschen bestückt. Die Staatsanwaltschaft wertet die Tat als "versuchten terroristischen Mord".
Den Ermittlern zufolge betrat der Mann am Dienstagabend um 20.39 Uhr die Bahnhofshalle, von der er sich zunächst wieder entfernte. Um 20.44 Uhr sei er zurückgekehrt und auf eine Gruppe von "mindestens zehn" Passagieren zugegangen. Laut schreiend habe er dort seinen Koffer abgestellt, der zunächst nur teilweise explodierte, Feuer fing und dann ein zweites Mal "deutlich stärker" explodierte. Einen Sprengstoffgürtel, wie von einigen Zeugen zunächst angegeben, habe der Attentäter nicht getragen.
Nach den Explosionen sei der Mann auf einen Soldaten zugerannt und habe "Allahu akbar" (Gott ist groß) geschrien. Der Soldat habe sofort das Feuer eröffnet und den Verdächtigen mehrmals getroffen. Dieser sei noch vor Ort seinen Verletzungen erlegen. Der 36-Jährige war nach Behördenangaben nicht wegen terroristischer Verbindungen bekannt.
Der belgische nationale Sicherheitsrat sah keine Notwendigkeit, die derzeitige Terrorwarnstufe drei zu erhöhen, nach der ein Attentat "möglich und wahrscheinlich" bleibt. Indizien für einen "unmittelbar bevorstehenden" Anschlag gebe es nicht.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
Regierungschef Charles Michel sprach nach der Sitzung mit dem Sicherheitsrat von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Auch für ein am Mittwochabend im Brüsseler König-Baudouin-Stadion geplantes Konzert der britischen Band Coldplay sei eine Verstärkung "der Maßnahmen, der Präsenz und der Kontrollen" vorgesehen.
In Belgien gelten seit den Anschlägen vom März 2016 deutlich erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Bei den Angriffen am Flughafen und in einer Metrostation wurden 32 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt. Zu der Tat bekannte sich die IS-Miliz. Die Täter gehörten derselben Zelle an wie diejenigen, die für die Anschläge in Paris im November 2015 mit 130 Toten verantwortlich waren.
Auch andere europäische Hauptstädte wurden in den vergangenen Tagen von Anschlägen erschüttert. Am Montag raste ein Mann nahe einer Moschee in London mit einem Auto in eine Gruppe von Muslimen. Am selben Tag rammte ein Islamist in Paris ein mit Sprengstoff beladenes Auto in ein Polizeifahrzeug.
Verdächtiges Paket entdeckt
Nach dem vereitelten Terroranschlag von Brüssel ist Mittwochfrüh ein verdächtiges Paket vor dem Bahnhof von Namur im Süden des Landes entdeckt wurden. Wie die Polizei auf Twitter mitteilte, wurde der Bahnverkehr gestoppt und eine Sicherheitszone abgesteckt.
Verkehr und Fußgänger wurden von dort ferngehalten und Bürger aufgefordert, sich an die Anweisungen der Polizei zu halten. Mehr war zunächst nicht bekannt.