Bei einem der schlimmsten Waldbrände in Portugals Geschichte sind mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Viele der Opfer verbrannten in ihren Autos bis zur Unkenntlichkeit, mehrere Dörfer wurden von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen, Dutzende Häuser wurden zerstört. Ein Blitzeinschlag hatte den Brand laut Polizei am Samstagnachmittag in der Region Pedrogao Grande ausgelöst.

Die Gegend liegt knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon. Das Feuer breitete sich dann vor allem am späten Samstagabend wegen starker Winde rasch aus.

Einige Dörfer noch nicht erreicht

Die Zahl der Todesopfer wurde am frühen Sonntagabend von Ministerpräsident Antonio Costa von 62 auf 61 korrigiert. Es wurde aber noch mit einem Anstieg der Opferzahlen gerechnet. Einige betroffene Dörfer habe man wegen der noch stark wütenden Flammen nicht erreichen können, sagte der Staatssekretär im Innenministerium Jorge Gomes. Es ist der Waldbrand mit den meisten Todesopfern in Portugal seit Beginn der Aufzeichnungen.

Dutzende Menschen wurden bei dem verhängnisvollen Waldbrand zum Teil schwer verletzt. Wie groß die betroffene Fläche ist, war zunächst unklar. Am Sonntagnachmittag hatte die Feuerwehr zwei der vier Feuerfronten unter Kontrolle, sagte Gomes. Knapp 700 Feuerwehrmänner kämpften am Abend mit mehr als 215 Fahrzeugen und vier Löschflugzeugen gegen die Flammen.

Der Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern sei am Sonntag zunächst aufgrund der starken Rauchentwicklung unmöglich gewesen, sagte Gomes. Die extreme Trockenheit und die starken Winde behinderten weiterhin die Löscharbeiten. In der Region ist es derzeit sehr heiß mit Temperaturen von deutlich über 30 Grad.

Dreitägige Staatstrauer

Ministerpräsident Costa kündigte eine dreitägige Staatstrauer von Montag bis Mittwoch an. Zudem wurde am Sonntag mit einem Moment des Schweigens vor der Confed-Cup-Partie Portugal gegen Mexiko der zahlreichen Todesopfer gedacht. Cristiano Ronaldo & Co. trugen im russischen Kasan Trauerflor.

Das Leiden stand den unzähligen Betroffenen der Region ins Gesicht geschrieben. "Wir haben alles verloren, unser Haus, unsere Tiere, alles", erzählte eine ältere Frau unter Tränen dem TV-Sender RTP. Ein Mann sagte kopfschüttelnd: "In meinen 53 Jahren habe ich so etwas nicht gesehen."

Es gebe einige Dörfer, die "von den Flammen völlig eingekesselt" seien, hatte in der Nacht der Bürgermeister von Pedrogao Grande, Valdemar Alves, der Zeitung "Publico" gesagt.

Nach Angaben des Innenministeriums waren etliche der später tot geborgenen Menschen mit ihren Fahrzeugen unterwegs, als die Flammen sie plötzlich einschlossen. Auf Bildern waren ausgebrannte Autos, brennende Bäume und Häuser zu sehen.

Durch Blitzschlag ausgelöst

Das Feuer wurde nach Angaben der Polizei durch einen Blitzschlag ausgelöst. "Alles deutet ganz klar auf natürliche Ursachen hin", sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Jose Almeida Rodrigues, der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Zuvor hatte Bürgermeister Alves noch gesagt, er sei überzeugt, dass das Feuer gelegt wurde.

Zu Beginn war die Feuerwehr nach Angaben von Augenzeugen völlig überfordert. "Als die Flammen in der Nacht unseren Häusern immer näherkamen, habe ich stundenlang keinen einzigen Feuerwehrmann gesehen", sagte eine ältere Frau dem Fernsehsender RTP. Bürgermeister Alves hatte zuvor eine "ungenügende Zahl von Einsatzkräften" beklagt.

Die EU sagte Portugal Hilfe zu. Auf Bitte des Landes würden Löschflugzeuge organisiert. Frankreich habe sofort drei Maschinen zugesagt. Zusätzlich helfe Spanien mit zwei Flugzeugen.

Auch die deutsche Bundesregierung bot Portugal Hilfe an, wie Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter schrieb. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe gegenüber dem portugiesischen Ministerpräsidenten Antonio Costa zudem die Anteilnahme der Deutschen zum Ausdruck gebracht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schickte Rebelo de Sousa ein Kondolenzschreiben. Darin heißt es: "Die dramatischen Bilder von dem zerstörerischen Waldbrand in Portugal, dem so viele Menschen nicht entfliehen konnten, haben mich sehr betroffen."