"Es ist Zeit, Baby." Es sind SMS, die aus dem Zusammenhang gerissen wenig bedeuten. Wenn man weiß, dass sich der Adressat, der 18-Jährige Conrad Roy III bald nach Absenden dieser Zeilen umbrachte, gestaltet sich die Sicht darauf allerdings anders.

Die damals 17- und heute 20-jährige Michelle Carter muss sich nach dem Suizid ihres Freundes vor einem Gericht in Taunton im US-Bundesstaat Massachusetts verantworten. Ihr wird fahrlässige Tötung vorgeworfen.

Die New York Times zitiert aus den Kurznachrichen der beiden Teenager, die nun zum Beweismittel wurden:

"Du weißt es", schrieb sie. "Wenn du vom Strand zurück bist, musst du es tun."

"Okay, ich werde es machen", hatte Roy geantwortet. "Kein weiteres Überlegen."

Roy wurde tot in seinem Wagen aufgefunden, vergiftet durch Kohlenmonoxid. Die Ermittlungen ergaben bald, dass er sich umgebracht hatte. Erst die Untersuchungen seines Handys lenkten den Fokus auf seine Freundin.

"Wenn du es wirklich so sehr willst, wie du sagst, dann ist heute die Zeit es zu tun."

"Alle werden eine Weile traurig sein. Aber sie werden darüber hinwegkommen."

Michelle Carter
Michelle Carter © AP

Der Fall wirft interessante Fragen auf: Inwiefern kann eine Person für den Selbstmord einer anderen Person verantwortlich sein? Und welche Auswirkungen hatten die Kurznachrichten tatsächlich? Die Anwälte von Michelle Carter verwiesen darauf, dass es in Massachusetts, im Gegensatz zu vielen anderen Staaten, kein Gesetz gibt, dass die Aufmunterung zum Suizid verbietet. Deswegen gehe es um fahrlässige Tötung. Die Verteidigung verweist zudem darauf, dass der Teenager depressiv gewesen sei und selbst die Entscheidung fällte, den Freitod zu wählen.

Allerdings soll es nicht bei den SMS geblieben sein. Laut Anklage war Roy aus dem Auto ausgestiegen, als der Motor schon lief. Dann soll sie ihn überzeugt haben, wieder einzusteigen. Danach soll sie ihm beim Sterben zugehört haben.

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