Hurrikane können ganze Landschaften und Städte verwüsten, sie können töten. Doch Garrett Black ist an sie gewöhnt. Der Meteorologe der US-Luftwaffe fliegt mit einer Propellermaschine regelmäßig mitten durch die mächtigen tropischen Wirbelstürme hindurch, um deren Stärke zu messen.

"Es ist wie eine Achterbahnfahrt. Es ist aufregend", erzählt er der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview vor Beginn der Hurrikan-Saison im Atlantik, die von Juni bis Ende November dauert. Im vergangenen Jahr beispielsweise flog Black durch den Hurrikan "Matthew", der vor allem in Haiti wütete. Viele Orte in dem bitterarmen Karibikstaat walzte der Monstersturm nieder, mehr als 540 Menschen kamen dort ums Leben.

Blacks Einsatz begann allerdings erst, als "Matthew" bereits an Kraft verloren hatte. "Normalerweise bin ich nicht sonderlich nervös", sagt er am Rande einer Präsentation auf einem Kleinflughafen nahe Miami im US-Bundesstaat Florida. "Wir verbringen viel Zeit mit Training. Wir sind sehr gut vorbereitet. Wir hatten nie einen Unfall während eines Sturms."

"Hurrikan-Jäger"

Blacks Team besteht aus fünf Mitgliedern. Er ist einer von zwei Meteorologen an Bord, neben den zwei Piloten gibt es noch einen Navigator. Geflogen wird mit einer Lockheed WC-130 J, einer robusten und mittelgroßen Maschine, die wie ihre Insassen den Beinamen "Hurrikan-Jäger" trägt. Wenn der Sturm sich in Küstennähe befinde, werde er mehrfach durchflogen, berichtet Black. Manchmal sei im Inneren des Flugzeuges von dem Sturm "nichts zu spüren", manchmal würden die Insassen aber "ganz schön durchgeschüttelt".

Die Maschine fliegt auf einer Höhe von 10.000 Fuß (rund 3.050 Metern). Die Mission besteht darin, in verschiedenen Zonen des Hurrikans kleine Zylinder mit Messinstrumenten abzuwerfen, die mit Mini-Fallschirmen durch den Sturm segeln. Die Sonden messen die Temperatur, Feuchtigkeit, den barometrischen Druck sowie die Geschwindigkeit und Richtung der Winde. Per Funk werden die Daten an das Flugzeug übertragen, das sie wiederum an das Nationale Hurrikanzentrum der USA weiterleitet.

Messgeräte ins Auge

Die Sonden werden abgeworfen, während das Flugzeug die sogenannte Augenwand des Hurrikans durchquert. Dabei handelt es sich um eine Gewitterzone, in der die höchsten Windgeschwindigkeiten des Hurrikans auftreten. Abgeworfen werden die Messgeräte dann auch im Auge, also dem windstillen und wolkenfreien Zentrum des Sturms.

Der Job des "Hurrikan-Jägers" erfordere "außerordentlichen Mut", sagt der frühere Leiter der US-Wetter- und Meeresforschungsbehörde NOAA, Rick Knaab. Es ist ein äußerst wichtiger Job: Denn die Informationen, die die Jäger des Sturms liefern, können Leben retten. Die Daten ermöglichen Vorhersagen über die weitere Entwicklung des Hurrikans in den folgenden Tagen, die Behörden können aufgrund dieser Prognosen gegebenenfalls Evakuierungen einleiten.

Hingegen reichen die von den Satelliten gelieferten Daten trotz des beachtlichen technologischen Fortschritts weiterhin für solche Prognosen nicht aus, wie der Meteorologe John Cangialoso vom Hurrikanzentrum erläutert. Die Satelliten könnten nur Schätzwerte liefern. Die einzige Art und Weise, die tatsächliche Stärke des Hurrikans zu messen, sei deshalb nach wie vor, "sich hineinzubegeben".