30 bis 120 Zentimeter könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 steigen, teilte das US-Außenministerium unter Ex-Präsident Barack Obama anlässlich seiner Ozeankonferenz vergangenes Jahr mit. Während die Bedrohlichkeit der Wassermassen sich selbst an in Meeresnähe gelegenen Städten wie New York, New Orleans, Miami, Mumbai oder dem chinesischen Guangzhou noch weit weg anfühlt, schlagen kleine Inselstaaten Alarm. "Wir sind vom Ozean und den Meeren umgeben", sagt etwa Ronny Jumeau, UN-Botschafter für die im Indischen Ozean gelegenen Seychellen.

Fünf Tage wollen Vertreter der Weltgemeinschaft ab Montag in New York darüber verhandeln, wie der Schutz der Meere verstärkt werden kann. Minister aus rund 85 Ländern und täglich bis zu 2.500 Teilnehmer werden erwartet. Der Klimawandel, steigende Meeresspiegel und der Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen haben sich wie ein dunkler Schatten am Horizont über die Konferenz gelegt. Obama hatte wichtige Zusagen zum Klimaschutz gemacht - nun heißt der US-Präsident Donald Trump. Die Vereinigten Staaten seien im Vorfeld der Konferenz "schwierig" im Umgang gewesen, heißt es in UN-Kreisen.

Die Meere werden schon jetzt von großen Problemen umspült, so treibt etwa tonnenweise Plastikmüll im Nordpazifik. Die Vorstellung eines gewaltigen "Müllteppichs" sei dabei aber nicht zutreffend, teilt die US-Ozeanografiebehörde NOAA mit. "Ein großer Teil des Schmutzes besteht tatsächlich aus kleinen Teilen schwimmenden Plastiks, die mit dem bloßen Auge nicht sofort zu erkennen sind", schreibt NOAA. Winde und Strömungen verteilen diesen Müll über weite Flächen - laut einer Studie des Fachmagazins "Plos One" von 2014 sind 92 Prozent der Verschmutzung sogenannter Mikroplastik, also winzige, bis zu einen Millimeter große Partikel. Fünf Billion solcher Teilchen schwimmen demnach in den Meeren, gemeinsam wiegen sie etwa 227.000 Tonnen.

"Wenn Sie eine Plastikflasche in der Nähe Ihres Meeres fallen lassen, könnte sie an irgendeinem anderen Ort landen", sagt Wu Hongbo, der die UN-Ozeankonferenz in New York leitet. "Alle Meere und Ozeane sind verbunden." Regionale Alleingänge - wie die der USA beim Klimaschutz - seien zu schwach, sagt Hongbo. "Wir brauchen globale Lösungen für die globale Herausforderung." Ziel der ersten UN-Konferenz zum Thema Meeresschutz ist eine präzise politische Absichtserklärung.

Und Plastikmüll, durch den jährlich bis zu eine Million Meeresvögel, 100.000 Meeressäuger und unzählige Fische sterben, ist erst der Anfang der klimapolitischen To-Do-Liste. 30 Prozent der weltweiten Fischbestände sind nach UN-Angaben überfischt und mehr als die Hälfte abgefischt. Zudem stehen Lebensräume in Küstennähe unter Druck: Ein Fünftel der weltweiten Korallenriffe ist den Vereinten Nationen zufolge verloren und ein weiteres Fünftel erodiert. In fünf Tagen Verhandlungen werden sich diese Probleme keineswegs lösen lassen.

UN-Diplomaten hoffen aber, dass zumindest der Text der bis Ende der Woche zu verhandelnden Erklärung ein paar starke Passagen enthalten wird. Das Papier werde die "besondere Wichtigkeit der Pariser Vereinbarung" betonen, sagte der schwedische UN-Botschafter Olof Skoog. Einige Staaten der 193 Länder zählenden Weltgemeinschaft hätten sich im Vorfeld noch stärkere Formulierungen gewünscht. Welches Land nicht zu dieser Gruppe zählte und den Text stattdessen abschwächen wollte, sagt Skoog auch: die Vereinigten Staaten von Amerika.